Willkommen in Kirgistan

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Offizieller Name: Kirgisische Republik
Hauptstadt: Bischkek
Fläche: 199.900 km²
Landesnatur: Meist W-O verlaufende Gebirgsketten; ausgedehnte Hochflächen (Syrten); 4 größere Ebenen: im N Tschu- und Talastal, im W Randzone des Ferganabeckens, im O östliche Randzone des Issyk-Kul-Sees
Klima: Trockenes Kontinental- bzw. Gebirgsklima
Höchster Punkt: Pik Pobedy 7439 m
Tiefster Punkt: um 500 m
Regierungsform: Parlamentarische Republik (seit 2010; davor Präsidiale Republik)
Staatsoberhaupt: Staatspräsident
Verwaltung: 7 Regionen, sowie Hauptstadtdistrikt Bischkek
Parlament: Einkammerparlament mit 120 Abgeordneten (seit 2010; davor Zweikammerparlament aus Gesetzgebender Versammlung mit 35 und Rat der Volksvertreter mit 70 Mitgliedern), Wahl alle 5 Jahre
Nationalfeiertag: 31. August
Einwohner: 4.669.000(1999); 5.496.737 (geschätzt für Juli 2012)
Bevölkerungsdichte: ca. 27,5 Ew./km²
Stadtbevölkerung: 40% (1999)
Bevölkerung unter 15 Jahren: 35% (1999)
Analphabetenquote: 3% (1999)
Sprache: Kirgisisch, Russisch; Sprachen der Minderheiten
Religion: Moslems 75% (Sunniten), russisch-orthodoxe Christen 20%, Buddhisten u.a.


Der Staat Kirgisistan (auch Kirgisien oder Kyrgyzstan) ist ein Hochgebirgsland in Mittelasien. Das 199.900 km² große Land grenzt im Norden an Kasachstan, im Süden an Tadschikistan, im Südosten an die Volksrepublik China und im Westen an Usbekistan. Die zum Teil vergletscherten Hochgebirgsketten gipfeln im 7439 m hohen Pik Pobedy, der im mittleren Tian Shan, an der kirgisisch-chinesischen Grenze liegt.

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Zwischen die Gebirgsketten sind breite Täler (z.B. das Ferganabecken und das Tschu- bzw. Talastal) eingeschoben, die zum Teil mit Seen gefüllt sind. Größter See ist der Issyk-Kul, ein abflussloser Salzsee. Durch die hohe Wasserentnahme zu Bewässerungszwekken trocknet er aber zunehmend aus.
Das kontinentale Klima mit den hohen täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen ist ausgesprochen trocken. Nur die zum Teil bewaldeten Nord- und Westflanken der Gebirgshänge erhalten Niederschläge, die auf kleinen Flächen gerade noch Regenfeldbau erlauben. Hauptniederschlagszeit mit ca. 40% der Jahressumme ist das Frühjahr. Durch die ungünstige Landesnatur können nur rund 7% der Landesfläche - fast die Hälfte des Territoriums liegt über 3000 m - landwirtschaftlich genutzt werden, zum größten Teil mit Hilfe künstlicher Bewässerung; allerdings müssen zur Sicherung der Ernährung der Bevölkerung ca. 40% des benötigten Getreides importiert werden. Ansonsten überwiegt die teilweise noch nomadisch betriebene Viehwirtschaft, insbesondere die Schaf- und Ziegenhaltung, die vor allem der Wollgewinnung dient.

Die wirtschaftliche Bedeutung Kirgistans beruht auf seinen reichen Bodenschätzen. Es hat große Quecksilber- und Antimonvorkommen. Außerdem werden Kohle, Blei, Zink, Gold, Erdöl und Erdgas gefördert. Die Textilindustrie verarbeitet die im Land gewonnene Baumwolle, Wolle und Seide. Besonders traditionsreich ist die Teppichknüpferei.
Die Kirgisen stellen mehr als die Hälfte der knapp 4,7 Millionen Einwohner. Sie gehören ebenso wie die Usbeken (13% der Gesamtbevölkerung) und die Tataren (2%) zu den Turkvölkern und bekennen sich zum sunnitischen Islam. Die Russen, knapp ein Fünftel der Einwohner, und die Ukrainer (2%) gehören zu den slawischen Völkern und bilden aufgrund der großen kulturellen Unterschiede immer noch einen Fremdkörper innerhalb der kirgisischen Bevölkerung.

Ethnische Spannungen zwischen Kirgisen und Usbeken sind ein Konfliktpotential, das wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Volksgruppen geführt hat. Die vor allem im Handel und in der Landwirtschaft tätigen Usbeken fühlen sich aufgrund ihrer städtischen Lebensweise den bis 1970 meist nomadisierenden kirgisischen Viehzüchtern überlegen.
Die Vorfahren der heutigen Kirgisen waren türkische und mongolische Stämme, die ursprünglich am oberen Jenissej und am Baikalsee lebten und ab dem 13. Jahrhundert in das Gebiet des heutigen Kirgisistan vordrangen. Seit dem 19. Jahrhundert gehörte das Gebiet der nomadisierenden Kirgisen zum Herrschaftsbereich des Chanats von Kokand. Mit der Annexion Kokands 1876 durch das russisehe Zarenreich kamen die Kirgisen - die sich zum Teil schon vorher freiwillig unterworfen hatten - unter die Herrschaft Rußlands. In der Folge strömten zahlreiche russische und ukrainische Siedler in das Land. Ihnen wurde Weideland überlassen, das bisher von den Kirgisen genutzt worden war; diese sahen sich deshalb gezwungen, neben der Viehzucht auch Ackerbau zu betreiben.

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Das 20. Jahrhundert

An dem großen antirussischen Aufstand von 1916, der ganz Turkestan erfasste, nahmen auch die Kirgisen teil. Nach der Oktoberrevolution wurde Kirgisistan Teil der Turkestanischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik. Die administrative Einteilung Turkestans wurde mehrmals geändert. 1926 wurde die Kirgisische ASSR im Rahmen der RSFSR gebildet; sie erhielt 1936 den Status einer Unionsrepublik.
Gegen den heftigen Widerstand der Bevölkerung wurde die Kollektivierung der Landwirtschaft vollzogen. Für die bis dahin schriftlose kirgisische Sprache wurde zunächst die lateinische, 1940 die kyrillische Schrift eingeführt. Wie in allen nichtrussischen Sowjetrepubliken waren russische Parteifunktionäre die eigentlichen Machthaber.

Nationale Bestrebungen konnten sich erst in den späten 1080er Jahren regen. Am 15.12.1990 erklärte sich Kirgisistan für souverän, am 31.8.1991 für unabhängig. Am 21.12.1991 trat es der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) bei. Präsident Askar Akajew, von 1990 bis 2005 im Amt, setzte einen radikalen Übergang zur Marktwirtschaft durch, indem Staatsunternehmen privatisiert wurden und privater Landbesitz erlaubt wurde. Diese Maßnahmen haben aber bislang nicht ausgereicht, um die unterentwickelte Wirtschaft zu beleben und den sehr niedrigen Lebensstandard zu heben.

Entwicklungen

Askar Akajew »[...] wurde 1990 noch von der Sowjetunion bestimmt. Er war in seiner Heimat anfangs sehr beliebt und hat die erste freie Wahl im Jahr 1995 gewonnen. Doch danach wollte Akajew seine Macht nicht mehr abgeben. Er ließ seine Gegner verhaften, setzte Gewalt gegen Demonstranten ein und fälschte die Wahlen in den Jahren 2000 und 2005.
Im März 2005 hatte sein Volk endgültig genug von seinem Herrscher, der selbst immer mehr Geld anhäufte, während es den meisten anderen Kirgisen zusehends schlechter ging. Tausende unzufriedene Bürger gingen nach der gefälschten Wahl auf die Straße - wie es ihnen die Menschen in der Ukraine und in Georgien vorgemacht hatten. Sie verlangten freie Neuwahlen. Drei Wochen nach Beginn der "Tulpenrevolution" floh Askar Akajew nach Russland. Dort unterschrieb er am 4. April seinen Rücktritt und machte den Weg zurück zur Demokratie frei.
Das Parlament hatte schon am 23. März 2005 den damaligen Oppositionsführer Kurmanbek Bakijew zum Premierminister und Präsidenten von Kirgistan bestimmt. Das Land sollte nicht im Chaos versinken. Denn die "Tulpenrevolution" war nicht so friedlich verlaufen, wie es ihr Name vermuten lässt. Es gab Plünderungen und Gewalt auf den Straßen. Dank Sicherheits-Chef Felix Kulow hatte sich die Lage nach einigen Tagen wieder beruhigt.
Am 10. Juli konnten die Menschen in Kirgistan zum ersten Mal seit langer Zeit wieder frei und demokratisch ihren Präsidenten wählen. Neun von zehn Wählern stimmten dabei für Kurmanbek Bakijew.[...]«
Zitat: helles-koepfchen.de
Doch Bakijew konnte seiner historischen Chance nicht nachkommen. Er verwickelte sich im Laufe seiner Amtszeit ebenso wie sein Vorgänger in Korruption und Günstlingswirtschaft und löste mit seinem autoritären Regierungsstil zunehmend Unbehagen in der Bevölkerung aus.
Nachdem im März 2010 die Strom- und Heizkosten massiv erhöht wurden, formierte sich eine starke Protestbewegung, die den Rücktritt von Präsident Bakijew forderte. Der Protest eskalierte am 7. April. Hunderte Demonstranten stürmten das Parlament und benachbarte Regierungsgebäude in der Hauptstadt. Hierbei kam es zu schweren Auseinandersetzungen mit den staatlichen Sicherheitskräften, bei denen es auf Seiten der Demonstranten mindestens 100 Tote und mehrere Hundert Verletzte gegeben haben soll.

Schließlich verkündete die Opposition unter Führung der früheren Außenministerin Rosa Otunbajewa, die Absetzung der Regierung und die Einsetzung einer "Volksregierung". Die Interimsregierung soll nun eine neue Verfassung erarbeiten. Dann sollen Neuwahlen stattfinden.
Am 15. April 2010 trat Bakijew offiziell von seinem Amt zurück. Zuvor war er mit Begleitung nach Kasachstan ausgereist. »[...] Der Abtritt Bakijews, der bis vor kurzem einen Rücktritt verweigert hatte, wurde unter Beteiligung von US-Präsident Barack Obama und dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew ausgehandelt. [...]«
Zitat: tagesschau.de, 16.04.2010

Kirgistan - strategisch bedeutsam für Russland und den USA
Russland sowie die USA unterhalten in Kirgisien Militärstützpunkte. Den russischen Militärstützpunkt in der nord-kirgisischen Stadt Kant gab es bereits 1941 und diente als Luftwaffenbasis und Pilotenschule. 1992, nach dem Ende der Sowjetunion, wurde die Basis an die Kirgisische Republik übergeben. Russland nutzt Kant seit 2003 wieder als Luftwaffenstützpunkt.
Die US-Luftwaffenbasis Manas nahe der Hauptstadt Bishkek ist für die US-Armee und die Nato-Truppen zur Versorgung ihrer Einsätze in Afghanistan von großer Bedeutung. Ein von Russland in Aussicht gestellter Milliardenkredit hatte u.a. zum Ziel, diesen bedeutsamen US-Stützpunkt zu schließen, was im Februar 2009 vom kirgisischen Parlament zunächst beschlossen wurde. Im Juni wurde dann aber entschieden, dass die USA den seit 2003 genutzten Stützpunkt weiterhin betreiben dürften. Kirgisiens Preis: 60 Millionen Dollar Pachtgebühr jährlich, was einer Verdreifachung der früheren Pachtgebühr entspricht. Im Zuge der Verhandlungen mit den USA, stellte Bakijew den USA außerdem eine Genehmigung für einen weiteren US-Stützpunkt im Süden des Landes in Aussicht, »[...] obwohl Moskau dort ein Trainingslager einrichten will. [...]«
Aus: sueddeutsche.de, Unruhen in Kirgistan, 7. April 2010
Siehe auch:
russland.ru, US-Militärbasis: Parlament in Kirgisien stimmt für Schließung, 19.02.2009
russland.ru, Kirgisisches Parlament stimmt USA-Basis Abkommen zu, 26.06.2009
spiegel.de, Putsch auf dem Spielfeld der Großmächte, 08.04.2010

30. Oktober 2011: Kirgisien hat einen neuen Präsidenten gewählt

Anderthalb Jahre nach dem Sturz der Bakijew-Regierung konnten die Kirgisen einen neuen Präsidenten wählen. »[...] Die drei Millionen Wahlberechtigten konnten unter 16 Kandidaten wählen. [...] Als Favorit gilt Regierungschef Almasbek Atembajew, seine stärksten Konkurrenten sind der Nationalist Katschimbek Taschijew und der frühere Parlamentspräsident Adachan Madumarow. Atambajew wird von der Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa unterstützt, die den Aufstand gegen Bakijew angeführt hatte und selbst nicht zur Wahl antrat. [...]« Die Wahlen verliefen friedlich.
Zitat: www.tagesschau.de, Kirgisen wählen ersten Präsidenten nach Umbruch, 30.10.2011
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Literatur

Alle Länder dieser Erde. Band 1, Sonderausgabe in 2 Bänden, Reader's Digest (Hg), Bertelsmann, Gütersloh/München, 2001, S.804 f.



www-Links

( = Seiten von MUZ)



Islam
Kyrgyzstan News
The Kyrgyzstan Freenet
The World Factbook - Kyrgyzstan
A Country Study: Kyrgyzstan
Languages of Kyrgyzstan
Human Rights Watch: Europe and Central Asia : Kyrgyzstan
Beziehungen zwischen Kirgisistan und Deutschland
BOTSCHAFT DER KIRGISISCHEN REPUBLIK in der Bundesrepublik Deutschland
Bilder aus Kirgisien (Kirgistan, Kirgisistan, Kyrgyzstan)
AG Friedensforschung an der Uni Kassel - Nach der Präsidentenwahl in Kirgistan

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