Willkommen in Äthiopien

[Allgemeine Landesinformation] [Äthiopien] [Das Land] [Der Löwe von Juda]
[Invasion und Renaissance] [Feudale Restauration] [Der "Rote Negus"]
[Afrikas längster Krieg] [Vielvölkerstaat] [Meine Reise nach Äthiopien 1986] [Entwicklungen]
[www-Links] [Literatur]

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10 Birr
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10 Birr. 1986.



Äthiopisches Dorf
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Äthiopisches Dorf. 1986.



Echetu, Anna und Freundin
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Echetu, Anna und Freundin auf dem Grundstück in Ambo. 1986.




Trockene Erde in Ambo
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Trockene Erde in Ambo. 1986.



Hirut
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Hirut. 1986.



Kinder in Ambo
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Kinder in Ambo. 1986.



Autopanne am Langano-See
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Autopanne am Langano-See. 1986.



In Ambo
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Romana in Ambo (Schoa). 1986.



Wonschi
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Im Wonschi-Krater. 1986.



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Offizieller Name: Demokratische Bundesrepublik Äthiopien
Hauptstadt: Addis Abeba
Fläche: 1.104.300 km²
Landesnatur: Im Zentrum Äthiopisches Hochland, das von SW nach NO von einem Teil des Ostafrikanischen Grabens durchzogen wird, im NO Danakil-Senke
Klima: Tropisches Hochlandklima mit relativ niedrigen Temperaturen und hohen Niederschlägen, im Tiefland trockenheiß
Hauptflüsse: Blauer Nil, Awash, Wabi Shebele
Höchster Punkt: Ras Dashen 4.620 m
Tiefster Punkt: Danakil-Senke, 116 m unter dem Meeresspiegel
Regierungsform: Parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt: Staatspräsident
Regierungschef: Premierminister
Verwaltung: 9 Regionen, Hauptstadtdistrikt
Parlament: Rat der Volksabgeordneten mit 548 auf 5 Jahre gewählten Mitgliedern
Nationalfeiertag: 6. April
Einwohner: 61.095.000 (1999); 93.815.992 (2012)
Bevölkerungsdichte: 55 Ew./km² (1999)
Stadtbevölkerung: 18% (1999)
Bevölkerung unter 15 Jahren: 35% (1999)
Analphabetenquote: 61% (1999)
Sprache: Amharisch, semitische und kuschitische Sprachen
Religion: Äthiopische Christen 53%, Moslems 30%



"Dreizehn Monate Sonnenschein"

Mit diesem Slogan warb Äthiopien früher erfolgreich um ausländische Besucher. Später blieben die Touristen aus. Die "Wiege der Menschheit", das Wasserreservoir Nordostafrikas, wurde in den 1980er Jahren zum Symbol des Hungers. Stellvertretend stand es damit für das Schicksal des ärmsten Kontinents. Einst ein blühendes christliches Reich mit großer Kultur, ernährte das fruchtbare Hochland leicht seine Bevölkerung. Seit aber der Staat und der Weltmarkt die Bauern nicht länger ihr eigenes Korn anbauen ließen, wuchsen Unordnung und Not von Jahr zu Jahr. Unmut schlug in Revolution um, Verzweiflung in Terror. Erst das Ende des Bürgerkriegs 1991 weckte neue Hoffnungen, die jedoch nach wiederholten Konflikten mit dem 1993 gegründeten Nachbarstaat Eritrea begraben wurden.

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Der Löwe von Juda

Drei bis vier Millionen Jahre alt sind die Gebeine von "Lucy", die 1974 im Awash-Tal auf äthiopischem Boden gefunden wurden und somit zu den ältesten Skeletten eines Hominiden zählen. Im gleichen Jahr wurde das älteste Kaiserhaus der Welt gestürzt. Der "Negus" Haile Selassie (1892-1975) entstammte jener Dynastie, die - laut äthiopischem Nationalepos - um 1000 v.Chr. von Menelik I., einem Spross aus der Verbindung König Salomons von Juda mit der Königin von Saba, begründet wurde.
Diese Legende spiegelt die enge Verbindung Äthiopiens zu Saba in Südarabien wider, von woher seit vorchristlicher Zeit Semiten einwanderten, die dem Land den Namen "Abessinien" ("Völkergemisch") gaben. Das griechische "Aithíopes" ("verbrannte Gesichter") bezeichnete zunächst alle Afrikaner südlich von Ägypten. Die sabäischen Einwanderer gründeten das Reich von Aksum, das vom Handel mit der hellenistischen Welt lebte und im Jahre 330 zum Christentum bekehrt wurde. Doch schon mit dem Bekenntnis zum monophysitischen Glauben (451) lockerten sich die Bande zur römischen Kirche, und im 7. Jahrhundert isolierte der Siegeszug des vordringenden Islam die Abessinier von Europa. Sie gaben den Handel auf und zogen sich als Bauern in die Berge zurück; es entstanden die beiden Völker Amhara und Tigre.
Seit Beginn des 11. Jahrhunderts herrschte die nicht-semitische Dynastie der Zagwe. Als eifrige Christen erbauten sie inmitten eines wilden Olivenhains das "afrikanische Jerusalem" Lalibela (siehe großes Foto) . Seit 1270 verdrängten amharische Prinzen der salomonischen Dynastie die Zagwe und unterwarfen im 14. Jahrhundert die islamischen Sultanate im Südosten. Ihre militärische Macht ermöglichte ihnen sogar den Schutz der ägyptischen Christen, und wirtschaftliches Wohlergehen begünstigte eine kulturelle Hochblüte. Die Kirche war wichtigste Stütze des Kaisers. In den Klöstern entstand eine eigene Nationalliteratur.
Abessinien besann sich nun vermehrt auf das eigene Erbe, baute neu, was in den Wirren zerstört worden war. In Gondar, Hauptstadt seit 1636 und nach Kairo zweitgrößte Stadt Afrikas, entstanden zahllose Kirchen und Klöster. Ein Juwel ist die Kapelle Debre Berhan Selassie, deren Wand- und Deckenbemalung oft kopiert wurde. Auch auf stillen Inseln im Tanasee verstecken sich viele herrliche Klöster, die nur mit schmalen Papyrusbooten erreichbar sind. Der streng wirkende Kaiserpalast zu Gondar zeigt indisch-portugiesischen Stil: die amharische Renaissance ließ sich geistig durchaus von den Mächten befruchten, die sie politisch vor der Tür hielt.

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Invasion und Renaissance

1498 entdeckten die Portugiesen den Seeweg nach Indien. Die Herstellung direkter Beziehungen zu dem Gewürzland schaltete den Zwischenhandel über das Rote Meer aus, der bislang in den Händen der Moslems gelegen hatte. Das hatte empfindliche wirtschaftliche Konsequenzen für die Sultanate im Süden. Als Portugal versuchte, Abessinien für einen Stellvertreterkrieg gegen den Islam zu gewinnen, drang Ahmad Grañ (1506-1543) in einer Serie von Feldzügen bis ins Herz des Hochlandes vor. Gleichzeitig begannen die Oromo, animistische Nomaden, nach Norden zu ziehen. Nur mit portugiesischer Hilfe konnte Grañ 1543 besiegt werden. Die Oromo-Invasion zerstörte die Sultanate vollends.

Feudale Restauration

Nach 1750 zerfiel das Reich in Teilfürstentümer. Mächtige Feudalherren schwangen sich zu unabhängigen Provinzfürsten (Ras) auf. Erst angesichts der wachsenden Bedrohung durch ägyptische und europäische Kolonialinteressen gelang seit 1855 schrittweise die Wiedervereinigung. Kaiser Menelik II. (1844-1913) konnte die Errichtung einer italienischen Kolonie am Roten Meer (Eritrea) zwar nicht verhindern, doch nach seinem Sieg über Italien 1896 schob er in Verträgen mit den europäischen Mächten Äthiopiens Grenzen weit nach Südosten ins somalische Gebiet vor.
Der Konkurrenz der Europäer untereinander und dem diplomatischen Geschick des Kronprinzen Ras Tafari Makonnen von Schoa, der sich 1930 als Haile Selassie zum "König der Könige" ("negus negesti") krönen ließ, verdankte Äthiopien seine Unabhängigkeit. 1926 wurde das Land in den Völkerbund aufgenommen, doch verhinderte dies nicht den Überfall italienischer Truppen, die 1936 durch Giftgaseinsatz Äthiopien eroberten. Der "Negus" verließ sein Land. 1941 wurden die Italiener wieder vertrieben. In den folgenden Jahren suchte Kaiser Haile Selassie amerikanische Unterstützung für ein Modernisierungsprogramm des Landes, das jedoch an seiner autokratischen Herrschaft und der feudalistischen Gesellschaftsstruktur nichts änderte.
Anfang der 1970er Jahre war das feudalistische Regierungssystem Haile Selassies am Ende. Die verarmten Bauern litten unter den Abgaben an die Großgrundbesitzer, das städtische Bürgertum sah sich in seinen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt. Die Inflation im Gefolge der Dürrekatastrophe von 1973 löste in Äthiopien Massendemonstrationen und Streikwellen aus und leitete die Revolution von 1974 ein. Doch schnell übernahm die Armee die Macht.

Das Land

Sanfte Hügel, von Hirse bewachsen. Flache Täler, voll schwarzer Erde. Wilder Thymian, Wacholderbüsche, Kandelabereuphorbien. Ein freundliches, fruchtbares Land, das sich plötzlich in steilen, engterrassierten Abhängen in die Tiefe stürzt. Tausend Meter und tiefer bricht ein Fluss sich seine Bahn durch präkambrisches Gestein, ziehen riesige Viehherden durch die gelbe Savanne zum Horizont. Äthiopien ist, im Kern, ein reiches Land. Dennoch hat es fast das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen der Erde, werden Tausende von Menschen Opfer von Hungersnöten.

Das Dach von Afrika
Der Gegensatz zwischen dem gemäßigten, regenreichen Hochland und den heißen, trockenen Tiefebenen bestimmt die Landesnatur Äthiopiens.
Das Hochland ist kein geschlossener Gebirgsblock, sondern besteht aufgrund seiner geologischen Vergangenheit und der formbildenden Verwitterungskräfte aus recht unterschiedlichen Hochflächen, Bergstöcken, Tafelbergen und Vulkankuppen, die von steilen Tälern begrenzt werden. Die tropische Sonnenglut wird durch die Höhenlage erheblich gemildert, die jährlichen Temperaturschwankungen sind gering, und der Wechsel von Regen- und Trockenperioden bestimmt die Jahreszeiten. Drei Viertel der Bevölkerung leben im Hochland, in Höhen zwischen 2000-2500 m liegen alle wichtigen Städte.

Besonders intensiv bebaut ist die warm-gemäßigte Zone ("Woina Dega"), die Heimat der amharischen Kleinbauern. In der kühl-gemäßigten "Dega" bis etwa 3000 m wachsen Gerste und Weizen, und oberhalb der Baumgrenze (3000 m) nähren weite Berggrasländer Rinder und Schafe. In der "Tschoke" (um 4000 m) sprießen Erika und Riesenlobelie umgeben vom vorherrschenden nackten Fels: im wild zerklüfteten Ras Dashen (4620 m) nordöstlich von Gondar gipfelt das Gebirge.
Im Osten und Süden des Hochlandes zeugen heiße Quellen, Erdbeben und Vulkane davon, dass hier die Erdrinde noch nicht zur Ruhe gekommen ist. An dem tief eingeschnittenen Cañon des Abay, dem Oberlauf des Blauen Nils, hat sich der Fluss durch die vulkanischen Decken und die darunterliegenden Sandsteine und Kalke gegraben. Kurz nach seinem Ausfluss aus dem Tanasee stürzt er auf 500 m Breite tosend in die Tiefe. Die Fälle von Tissisat ("Feuersrausch") gehören zu den schönsten Wasserfällen der Erde.
Zur Regenzeit bilden die Schluchten wochenlang unpassierbare Barrieren zwischen den einzelnen Provinzen. Die wichtigste natürliche Grenze ist jedoch das 30-40 km breite Rift Valley, Teil des gigantischen Ostafrikanischen Grabensystems, das sich vom Jordan zum Sambesi zieht und geologisch die Afrikanische Tafel von Asien trennt. Eine Kette vogelreicher Seen schmückt das Tal, das sich im Osten zum Afartiefland weitet und nicht nur die Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Indischem Ozean markiert, sondern auch zwischen amharischer und islamischer Kultur.
Klimatisch zählen die Täler im Zentralmassiv bereits zur subtropischen "Kolla". Darunter versteht man das Land unterhalb 1800 m, das bei mittleren Temperaturen von 26-30°C weniger als 500 mm Regen im Jahr erhält. Während die Dornbusch- und Akaziensavannen im Süden Zentren nomadischer Weidewirtschaft sind, gehört die bis zu -116 m tiefe Danakil-Wüste am Roten Meer zu den ungastlichsten Gegenden der Erde.

Heimat des Kaffees
Äthiopiens Hinterhof liegt im Südwesten. Reiche Niederschläge haben hier einen noch weitgehend naturbelassenen tropischen Regenwald hervorgebracht. Hier befindet sich die Heimat des wildwachsenden Kaffeestrauchs. Ende des 19. Jahrhunderts finanzierten Araber erstmals die Anlage von Plantagen.
Kaffee erbringt heute durchschnittlich 60 % der Exporterlöse, Tierhäute und Ölsaaten je 5 %. Jedoch bauen die Bauern, die von der Landwirtschaft leben, hauptsächlich ihre eigene Nahrung an, vor allem Tef, ein nur in Äthiopien vorkommendes Getreide, aus dem man das Nationalgericht "injera" bereitet.
Noch ist Äthiopien vergleichsweise wenig in den Weltmarkt integriert, der Gesamtexport beläuft sich auf nur rund ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts. Der Anbau von Exportprodukten soll aber durch Staats- und Kollektivfarmen gesteigert werden. Neben dem Südwesten wird vor allem im Awash-Tal der mechanisierte Bewässerungsfeldbau gefördert.

Dürren und Hungersnöte
So fruchtbar das Land im Grunde genommen ist, so deutlich haben die vergangenen Jahrzehnte gezeigt, daß Äthiopien in unregelmäßigen Abständen von Dürre- und damit verbundenen Hungerkatastrophen heimgesucht wird. Aber die Hungersnöte der letzten Jahre haben alle bisherigen in den Schatten gestellt. Ein Grund ist, neben klimatischen und politischen Faktoren, die Bevölkerungsexplosion in Äthiopien: In 30 Jahren hat sich die Einwohnerzahl des Landes verdoppelt. Brennholzeinschlag und Ausdehnung der Landwirtschaft führten zu einer rapiden Abholzung. 1900 waren noch 40 % der Staatsfläche bewaldet, gegenwärtig sind es gerade noch 2 %. Auslaugung des Bodens, Verkarstung und Erosion sind die Folge. Die Bodenverschlechterung zwingt viele Bauern, auf ökologisch labilere Gebiete auszuweichen, die auf Überbeanspruchung noch anfälliger reagieren: ein Teufelskreis. Die "Jahrhundertdürre" von 1984/85 kostete Hunderttausende das Leben, und auch danach blieb der Regen häufiger aus. Die Natur schlägt in immer kürzeren Zeitabständen zurück.

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Der "Rote Negus"

Im September 1974 wurde Kaiser Haile Selassie I. nach fast sechzigjähriger Herrschaft abgesetzt. Die Staatsgewalt übernahm ein "provisorischer militärischer Verwaltungsrat" (Derg), der Äthiopien 1975 zur Republik erklärte.
Aus blutigen inneren Machtkämpfen ging 1977 Mengistu Haile Mariam (*1937) als stärkster Mann im Derg hervor, doch dauerte es ein weiteres Jahr, bis die Machtfrage endgültig geklärt war - eine Zeit, die von Einschüchterungs- und Unterdrückungskampagnen gekennzeichnet war und in der mehrere tausend Menschen dem "Roten Terror" zum Opfer fielen. Ein Versuch des Nachbarlandes Somalia, die Wirren zur Eroberung des somalisch bewohnten Ogaden auszunutzen, wurde mit Hilfe kubanischer Truppen und sowjetischer Berater 1978 zurückgeschlagen.
Das Militär wurde zur Staatskaste, die sozialistische Slogans benutzte, um ihre Privilegien zu sichern. Über die Hälfte der Aktivisten der 1984 gegründeten "Äthiopischen Arbeiterpartei" (WPE) waren Soldaten. Neben diesen blieben arme Städter, denen man Wohnung und Brot gab, sowie die vom feudalen Joch befreiten Bauern die Hauptstützen des Regimes.

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Afrikas längster Krieg

Im Zentrum des Landes konnte Mengistu seine Gegner ausschalten, doch in den Provinzen herrschte weiterhin Krieg. Seit 1961 forderte Eritrea seine Unabhängigkeit, seit 1976 kämpfte Tigre für Autonomie. Kleinere Guerillagruppen operierten unter den Oromo, Somali und Afar. In Eritrea leben christliche Hochlandbauern und moslemische Nomaden. Durch die Unabhängigkeitsbewegung entwickelte sich ein eritreisches Nationalbewusstsein. Angesichts der Aufhebung der Autonomie (1962) griff man zur Waffe.

Seit Ende der 1980er Jahre verdichtete sich der Widerstand gegen die Zentralregierung. 1991 stürzten verschiedene Rebellengruppen unter Führung der "Volksdemokratischen Revolutionsfront" (EPRDF) das Mengistu-Regime. Mengistu floh außer Landes. Er lebt derzeit (März 2012) in Simbabwe und musste sich bislang nicht vor Gericht verantworten, obwohl er in Äthiopien 2008 in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.
Eine Nationalkonferenz setzte einen Staatsrat mit der Aufgabe ein, demokratische Strukturen und Institutionen zu etablieren, was mit der neuen Verfassung von 1994 umgesetzt wurde. Nach einem von der UNO überwachten Referendum wurde die Provinz Eritrea am 24.5.1993 zum selbständigen Staat. Ministerpräsident Meles Zenawi (*1955; †2012), der frühere Generalsekretär der EPRDF, betrieb die juristische Aufarbeitung der Mengistu-Ära und versuchte, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu forcieren. Seit der Staatsgründung Eritreas kam es wiederholt zu bewaffneten Konflikten zwischen Truppen beider Staaten.
Im Jahr 2012 zählt Äthiopien immer noch zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein kuzzeitig entfachter Bau-Boom hat nur wenige profitieren lassen. Einige meinen, die Armut werde immer größer, viele Menschen haben kein Dach mehr über dem Kopf. Eine Schande, wenn man bedenkt, dass Äthiopien 30-45% des jährlichen Etats für Waffen ausgibt [siehe: www.connection-ev.de].

Vielvölkerstaat

Die Bevölkerung setzt sich aus über 100 Nationalitäten und ethnischen Gruppen zusammen. Seit dem 13. Jahrhundert bestimmte jedoch die Minderheit der christlichen Amharen die Geschicke des Landes. Gestützt auf die Kirche breitete sich ihr Feudalstaat immer weiter nach Süden aus. Dabei wurden Teile der Oromo assimiliert. Erheblichen Widerstand leistete die islamische Bevölkerung.

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"Leichen im Keller"
Autor: Markus Frenzel
(April 2011)

Dieses Buch sollte unbedingt gelesen werden !!! Die 15 Jahre sozialistische Militärdiktatur haben Land und Volk schwerste Schäden zugefügt. Was nach dem "roten Terror" folgte war jedoch nicht besser.
Mit Meles Zenawi stand (bis zu seinem Tod im August 2012) ein Berufsrebell an der Spitze des Staates, der seine Kritiker und Gegener ähnlich unerbittlich verfolgt hat, wie einst Mengistu.

Einer Neuorganisation der 14 Provinzen nach ethnischen Kriterien warf man vor, statt einer Dezentralisierung nur neuen Eliten zu dienen. Die stärkste Kritik aber erntete das Umsiedlungsprogramm: 1985 wurden 600.000 "Freiwillige" aus dem trockenen, übervölkerten Norden in neuen Dörfern im fruchtbaren Südwesten angesiedelt. Damit wurden sie dem Einfluss des Widerstands in Eritrea und Tigray entzogen und halfen mit, die ansässige Bevölkerung zu kontrollieren. Aufgrund internationaler Proteste wurde die Zwangsumsiedlung 1986 vorübergehend gestoppt.

Aufgabe der neuen Regierung hätte nun sein müssen, ohne Zwangsmaßnahmen einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu finden. Doch nachdem die Rebellen aus dem Norden die Macht total an sich gerissen hatten, dominiert die Volksgruppe der Tigray - eine der kleinsten des Landes - die anderen Ethnien und zeigt, dass sie nicht besser ist als ihre Vorgänger.

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Meine Reise nach Äthiopien 1986

Äthiopien. Zu Gast in Ambo/Shoa

Aus Rainers Reisetagebuch: Am Nachmittag um 16.00 Uhr landete unsere kleine, klapprige Iljuschin-Maschine auf dem Flughafen von Addis Abeba. Der Höhenunterschied fiel mir sofort nach Betreten des Erdbodens auf - ich fühlte mich etwas wacklig (Addis liegt 2420 Meter über dem Meeresspiegel). Die Sonne jedenfalls schien, und es waren etwa 20°C. Romanas ältere Schwester Gabi, Ehemann Stephan und die zweijährige Tochter Anna warteten bereits auf uns. Die Freude war riesig. Ich kannte die Leute nicht, so dass ich mich bei der Begrüßung diskret zurückhielt. Schnell wurde unser Gepäck in den Datsun Patrol verstaut. Ich war müde, und die Luftumstellung fiel mir schwer. Stephan, Romanas Schwager, nervte. Er erzählte, wie hässlich und was für eine miese Stadt Addis doch sei. Mein erster Eindruck war eher positiv. Ich war das erste Mal leicht sauer... Wir fuhren nicht direkt nach Ambo, sondern in die Stadt zu Geli und Michael (beide DED-Entwicklungshelfer). Die beiden servierten selbstgerösteten, würzigschmeckenden Kaffee. Dazu gab es noch Tee und Kuchen. Es wurde viel erzählt, und ich merkte, dass mir alles auf die Nerven ging - es war mir zu viel. Ich wollte mir meinen eigenen Eindruck von diesem Land machen und mir nicht schon am ersten Tag mit solch negativem Gerede die Stadt, das Land, vermiesen lassen ...  Weiterlesen...

Entwicklungen

Zwangsumsiedlungen mit Untersützung der Weltbank

Wie schon 1986, als ich in Äthiopien war, halten die Zwangsumsiedlungen auch im Jahr 2015 an. Angeblich um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, werden zehntausende Menschen der indigenen Volksgruppe der Anuak aus ihren angestammten Gebieten im eigentlich fruchtbaren Norden des Landes vertrieben. Viele von ihnen landen im Flüchtlingslager Gorom im Südsudan. Schon seit Jahren unterstützt die Weltbank ein Bildungs- und Gesundheitsprogramm in Nord-Äthiopien mit bislang 2 Milliarden US-Dollar - auch die deutsche KfW unterstützt das Programm mit 35 Millionen Euro. Zwei Millionen Menschen sollen die abgelegenen Gebiete im Norden verlassen, um ihnen den Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungnen zu erleichtern. Die Soldaten, die das Umsiedlungsprogramm durchführen, gehen dabei mit aller Härte vor - obwohl es von offizieller heißt, dass die Menschen freiwillig gingen. So kommt es dabei u.a. zu willkürlichen Verhaftungen, Körperverletzungen (die immer wieder mal zum Tod führen) und Vergewaltigungen, wie Menschenrechtsorganisationen berichten.

2010: Äthiopiens Wirtschaft boomt

Trotz beständigem Wirtschaftswachstum zählt Äthiopien auch im Jahr 2010 zu den ärmsten Ländern der Welt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung gilt als unterernährt.

Parlamentswahlen 2010
Keine Veränderung zu 2005. Die Opposition wirft der EPRDF massiven Wahlbetrug vor.

Einschränkung wesentlicher Freiheits- und Grundrechte
Bis 2010 wurden wesentliche Freiheits- und Grundrechte eingeschränkt. Außenpolitisch dominieren weiterhin die Spannungen mit dem nördlichen Nachbarland Eritrea, insbesondere nach dem Ende der UNMEE-Friedensmission am 31.7.2008. Der schwelende Grenzkonflikt mit Eritrea droht wieder zu einem offenen Krieg zu werden.

Parlamentswahlen von 2005
Aus den Parlamentswahlen von 2005 ging die seit 1991 regierende Koalition der Revolutionären Demokratische Front der Äthiopischen Völker (EPRDF) als Sieger hervor.

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Literatur

Alle Länder dieser Erde. Band 1, Sonderausgabe in 2 Bänden, Reader's Digest (Hg), Bertelsmann, Gütersloh/München, 2001, S.124 f.



www-Links



Äthiopien -- Bildershow -- Feldforschung
Human Rights Watch -- Ethiopia
CIA -- The World Factbook

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