Willkommen in Venezuela

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Offizieller Name: Bolivarische Republik Venezuela
Hauptstadt: Caracas
Fläche: 912.050 km²
Landesnatur: Im N Hochgebirge der venezolanischen Anden, im S Tiefebene und Tafelländer der Llanos um den Orinoco, im SO Anteil am Bergland von Guyana
Klima: Tropisch warmes und mäßig feuchtes Klima
Hauptflüsse: Orinoco, Apure, Arauca, Caroni
Höchster Punkt: Pico Bolívar 5002 m
Einwohner: 23.760.000 (1999); 28.047.938 (geschätzt Juli 2012)
Bevölkerungsdichte: 26 Ew./km² (1999)
Stadtbevölkerung: 56%
Bevölkerung unter 15 Jahren: 35% (1999)
Analphabetenquote: 8% (1999)
Sprache: Spanisch
Religion: Katholiken 93%
Importgüter: Rohstoffe, Maschinen, Anlagen, Ausrüstungen, Konsumgüter
Regierungsform: Präsidiale Republik
Die neue Verfassung, die am 15. Dezember 1999 in einem Referendum mit über 70% der Stimmen gebilligt wurde, gibt dem Präsidenten zahlreiche Rechte: Er darf das Parlament auflösen, seine Amtszeit wurde verlängert, und er kann wieder gewählt werden. Mitte Februar 2009 wird nach einem Referendum abermals die Verfassung geändert: Der Präsident darf nun beliebig oft wiedergewählt werden. Gleiches gilt für Gouverneure, Parlamentsabgeordnete und Bürgermeister
Staatsoberhaupt: Staatspräsident
Verwaltung: 23 Bundesstaaten (Estados), Bundesdistrikt mit Hauptstadt, 2 Bundesterritorien
Parlament: Einkammerparlament: Abgeordnetenhaus mit 189 Mitgliedern (der Senat wurde abgeschafft); Wahl alle 5 Jahre. Direktwahl des Staatsoberhaupts alle 6 Jahre.
Nationalfeiertag: 5. Juli
Exportgüter: Erdöl und -produkte, Aluminium, Eisenerze, Eisen, Stahl, Bauxit, Kakao, Kaffee, Zucker, Holz, Häute


Land und Geschichte

Eigentlich hören wir Europäer nur recht selten etwas von Venezuela. Das Tropenland Venezuela liegt im äußersten Norden Südamerikas, im Windschatten der politischen Stürme, die seine Nachbarn in Mittelamerika, in Kolumbien oder Peru erschüttern. Natürlich ist Venezuela keine "Insel der Seligen", doch scheint diese Nation unter allen südamerikanischen Ländern von der Natur begünstigt zu sein.
Kaum ein zweites Land in den inneren Tropen kann mit solch vielfältigen Landschaften aufwarten: Mit 973 m ist der Salto Angel im Bergland von Guyana der höchste Wasserfall der Erde. Über 3000 km lang sind die traumhaft schönen Küsten an der Karibik und am Atlantik, über 5000 m hoch der Pico Bolívar, Venezuelas höchster Gipfel, in der Cordillera de Mérida. Undurchdringlich sind die Urwälder der Gran Sabana im Südosten, in denen sich plötzlich die Tepuyes, flach abgeschnittene Tafelberge, aus dem Wolkenmeer des Regenwalds erheben. Ohne Anfang und Ende erscheinen dem Besucher die Savannen und Steppen der Llanos (Ebenen) am Orinoco, wie ein Stück Sahara die Sanddünen von Coro am Ufer des Karibischen Meeres.

So verschiedenartig wie die Landschaften sind auch die Menschen Venezuelas: Schwarze, Mulatten, Mestizen, Kreolen, Einwanderer aus Italien, Spanien, Deutschland sowie Turcos, wie man hier die Araber aus der Levante, aus Libanon, Syrien oder Palästina nennt. In Venezuela kann man auch gut anhand der Architektur einen Ausflug in die verschiedenen Phasen der venezolanischen Geschichte unternehmen: vom ultramodernen Caracas, dessen Hochhäuser und vielspurige Stadtautobahnen sich durchaus mit Los Angeles oder São Paulo messen können, über die Kolonialstädte Colonia Tovar und Coro, in denen das 18. und 19. Jahrhundert noch lebendig ist, bis in die Steinzeit, zu den Urwald-Nomaden der Yanomami-Indios an der brasilianischen Grenze.

Geschichte
Am 5. August 1498 betrat Christoph Kolumbus bei seiner dritten Reise in die "Neue Welt" zum ersten Mal den Boden Südamerikas an der Südküste der Halbinsel Paria gegenüber der Orinoco-Mündung. Auf dem Rückweg nach Hispaniola (Haiti) entdeckte er noch die Insel Margarita. Die eigentlichen Entdecker Venezuelas sind jedoch Amerigo Vespucci (1454-1512) - nach dem Amerika benannt wurde - und Alonso de Ojeda (1456-1515). 1499/1500 segelten die beiden an der karibischen Küste entlang bis zum Cabo de la Vela an der Westseite der Guajira-Halbinsel. Dabei fanden sie im See von Maracaibo Pfahlbauten der Indios, denen Venezuela ("Klein Venedig") seinen Namen verdankt.

Im Norden Venezuelas trafen die Spanier auf zwei große Indianergruppen, die Kariben und die Arawaks. Die Kariben waren ein sehr kriegerisches Volk von Jägern und Fischern und galten bei den Arawaks, einfachen Ackerbauern, die bereits eine höhere Kulturstufe erreicht hatten, als Kannibalen.
1528 überließ Kaiser Karl V. (1500-1558) dem Augsburger Handelshaus der Welser, dessen größter Schuldner er war, einen Teil Venezuelas. Als erster "deutscher" Gouverneur landete Ambrosius Dalfinger (1500-1532) mit drei Schiffen in Coro, doch blieben alle Versuche, das sagenumwobene El Dorado (spanisch für "der goldene Mann") zu finden, erfolglos. Auch Nikolaus Federmann (um 1500-1542), der mit dreihundert Deutschen bis nach Bogotá vorstieß, erging es nicht anders. Da auch die Kolonisierung des Landes nicht so recht vorankam, gaben die Welser 1557 ihren Besitz in Amerika wieder auf.

Auch die Spanier konnten zunächst nur die Küstenregion erschließen: 1520 wurde Cumaná, die erste spanische Siedlung in Südamerika, gegründet und 1567 Caracas. Das weite Hinterland, die Llanos, blieb lange unerschlossen, da die Provinz Venezuela für die spanischen Eroberer nicht von großem Interesse war. 1717 kam es mit Kolumbien, Ecuador und Panama zum neu gebildeten Vizekönigreich "Neugranada". 1786 erhielt Venezuela eine eigene Verwaltung mit Sitz in Caracas.
Die Unzufriedenheit der Kreolen, der in Südamerika geborenen Spanier, mit der Zentralregieruung im fernen Madrid nahm Ende des 18. Jahrhunderts immer mehr zu. 1811 erklärte Francisco de Miranda (1750-1816) die Unabhängigkeit Venezuelas, doch bereits drei Jahre später erlangten die Spanier für kurze Zeit noch einmal die Herrschaft. Erst 1821 konnte Simón Bolívar (1783-1830), ein Kreole aus Caracas, in der entscheidenden Schlacht bei Carabobo nicht nur seiner Heimat, sondern dem ganzen spanischen nördlichen und mittleren Südamerika endgültig die Freiheit erkämpfen.

Venezuela wurde zusammen mit Kolumbien und Ecuador als "Großkolumbien" unabhängig. Im Dezember 1830, wenige Tage nach dem Tod Simón Bolívars, löste sich "Großkolumbien" auf. Bolívars General José Antonio Páez (1790-1873) wurde der erste Präsident Venezuelas.
Das 19. und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren für den jungen Staat eine Zeit politischer Wirren, in der Bürgerkriege und Diktaturen einander ablösten. 1864 wurde das Land eine föderative Republik.
Unter der Herrschaft des Diktators Juan Vicente Gómez (1857-1935) erlebte das Land einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung: der Erdöl-Boom begann. Nach dem Tode Gómez' bestimmten Spannungen und zunehmende Radikalisierung das politische Leben. 1948 übernahm dann eine Militärjunta die Macht. Ein Staatsstreich brachte Oberst Marcos Pérez Jiménez 1952/53 an die Macht. Sein Sturz ebnete 1958 den Weg zu demokratischen Verhältnissen.

Siehe auch: arrow muz-online.de, Humanismus - Reformation - Protestantismus - Bruderschaften ... Simón Bolivar war ein Freimaurer.

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Staat und Gesellschaft

Wie die USA, Brasilien oder Mexiko ist Venezuela eine präsidiale Republik. Der in direkter Wahl für sechs Jahre bestimmte Staatspräsident ist zugleich auch Regierungschef. Das Parlament, der Congreso Nacional, hat 165 Abgeordnete, die alle 5 Jahre gewählt werden. In Venezuela herrscht Wahlpflicht ab 18 Jahre.
Nach der Verfassung sind die 23 Estados, die Bundesstaaten der República Bolivariana de Venezuela, zwar autonom, doch werden ihre Gouverneure vom Staatspräsidenten ernannt, die Estados somit zentralistisch geführt. Direkt der Zentralregierung untersteht das dünn besiedelte Distrito Federal Delta Amacuro (Orinoco-Delta) sowie die Dependencias Federales, 72 Inseln der Kleinen Antillen im Karibischen Meer.

Politik
Seit dem Ende der Diktatur von Pérez Jiménez im Jahr 1958 ist Venezuela eine stabile Demokratie, die für die lateinamerikanischen Nachbarstaaten ein Vorbild ist. In den letzten Jahrzehnten stellten die beiden großen Volksparteien, die AD (Acción Democrática) und die COPEI (Comité de Organización Política Electoral Independiente), zwischen denen kaum weltanschauliche Unterschiede bestehen, den Präsidenten: Unter Carlos Andrés Pérez' (* 1922) erstem Mandat (1974-1979) wurden 1976 die Erdölindustrie und alle mit ihr verbundenen Wirtschaftszweige nationalisiert; von 1979 bis 1984 waren Luis Herrera Campins (* 1925) und von 1984 bis 1989 Jaime Lusinchi (* 1924) Präsidenten.

Seit Beginn des Jahres 1989 regierte wieder Carlos Andrés Pérez (AD). Wirtschaftliche Probleme durch den Verfall der Erdölpreise auf dem Weltmarkt verursachten im Frühjahr 1989 schwere Ausschreitungen. Aufgrund einer Anklage wegen der Veruntreuung öffentlicher Gelder wurde Pérez 1993 vom Präsidentenamt suspendiert. Zu seinem Nachfolger wählte die Bevölkerung den früheren Staatschef und COPEI-Mitgründer Rafael Caldera Rodriguez (* 1916), der sich allerdings in der Zwischenzeit von der COPEI distanziert hatte. Im Februar 1999 wurde der populäre Hugo Chávez (* 1954; † 2013) vom Movimento Quinta República (MVR) mit großer Mehrheit neuer Staatspräsident. Auch seine Partei errang im Parlament die absolute Mehrheit. Damit endete die Vorherrschaft von AD und COPEI. An Chavez knüpfte das Volk große Erwartungen.
Doch bereits im 12. April 2002 kam es nach Massenprotesten und auf Druck des Militärs zum Sturz und zur Festnahme von Chavez. Daraufhin übernahm der Chef des Arbeitgeberverbandes, Carmona, das Amt. Tausende Anhänger demonstrierten einen Tag später für die Freilassung von Chavez, woraufhin Carmona zurücktrat. Chavez Stellvertreter, Cabello, übernahm dann für wenige Stunden das Präsidentenamt und kündigte die Rückkehr von Chavez an. Bereits am Montag, den 14. April, war der Linksnationalist Chavez wieder an der Macht. Hunderttausende Menschen feierten auf den Straßen seine Rückkehr. Diese Freude hielt jedoch nicht lange an. Mehrere Hunderttausend Demonstranten haben im Juli in der venezolanischen Hauptstadt Caracas erneut gegen den Präsidenten Chavez protestiert. Sicherheitskräfte verhinderten Zusammenstöße mit dessen Anhängern.

Der Rapper ONECHOT ist in Venezuela sehr berühmt. Sein Song "Rotten City" (2010) und das offizielle Video handeln von der Gewalt in Caracas.

 Text zum Mitsingen (PopUp) 

Caracas, die "Mord-Hauptstadt der Welt"

Caracas ist auch im Jahr 2011 unter den 10 gefährlichsten Städten der Welt gelistet. Siehe: urbantitan.
Die Mordrate in der Hauptstadt von Venezuela zählt zu den höchsten der Welt. Die tödliche Gewalt in Caracas hat oft mit Drogengeschäften zu tun (Venezuela ist Durchgangsstation im Drogenhandel zwischen Kolumbien und den USA). Raubüberfälle sind in der Stadt verbreitet, auch in Gebieten, die als sicher gelten und von Touristen besucht werden. Ein weiteres Problem ist die Zunahme von Entführungen, um eben mal mit Geiseln schnelles Geld zu machen. Schlimm dabei ist, dass bei den Entführungen oft Polizisten beteiligt sind, wie Ermittlungen ergaben. Kriminalität ist auch weit verbreitet auf dem Flughafen - Korruption ist hier alltägliches Tagesgeschäft. Und natürlich gibt es reichlich Taschendiebe, Hotel-Diebe, Betrüger und Gauner.

Am 15. Dezember haben in Caracas mehr als eine Million Menschen gegen Präsident Chavez protestiert. Nach Angaben der Veranstalter war es die größte Demonstration in der Geschichte Venezuelas. Die Opposition hatte Anfang Dezember einen Generalstreik ausgerufen und forderte den Rücktritt des Präsidenten und Neuwahlen. Sie wirft Chavez vor, das Land in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben. Vor dem Amtssitz des Präsidenten versammelten sich mehrere tausend Gegendemonstranten, um Chavez ihre Unterstützung zu bekunden. Die links-nationalistische Regierung um Präsident Chavez warf Opposition und Gewerkschaften Putschverhalten vor.

Gesellschaft
Venezuela gilt als ein reiches Entwicklungsland. Mit seinem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommen liegt es an der Spitze der lateinamerikanischen Länder. Viele Jahrzehnte lang stammten rund 95% der Export-Einnahmen aus Erdöl und Erdölprodukten - das waren 60% der Staatseinnahmen. Auch heute noch ist Venezuela einer der größten Erdölexporteure der Welt.
Die reichlich fließenden Petro-Dollars ließen Importe großzügig ins Land strömen und trugen dadurch - indirekt - zu einer gewaltigen Auslandsverschuldung bei. Venezuela war 1998 mit ca. 37 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet.
Wie in anderen Ölstaaten wurden die Öleinnahmen nicht immer sinnvoll investiert. Man spricht von einem "crecimiento sin desarollo" (Wachstum ohne Entwicklung). Für lateinamerikanische Verhältnisse sind die wirtschaftlichen Daten Venezuelas jedoch recht günstig. Arbeitslosenquote, Inflationsrate und die Anzahl von Analphabeten (unter 10%) erwecken den Neid vieler Nachbarländer.

Allerdings war der Petro-Reichtum bislang recht unterschiedlich verteilt. Während US-amerikanische Straßenkreuzer die Autobahnen von Caracas verstopfen und sich die Käufer in den Einkaufszentren drängen, vegetieren Hunderttausende in bitterer Armut in den "barrios", den kilometerlangen Elendsvierteln an den Berghängen am Stadtrand von Caracas.
Während sich im ganzen Land riesige Haciendas erstrecken, leben viele "campesinos" (Kleinbauern) als Tagelöhner meist von der Hand in den Mund.
Wie in den meisten lateinamerikanischen Staaten gibt es in Venezuela keine offizielle Rassendiskriminierung, doch stellen in der Regel die Weißen die Oberschicht und die Schwarzen und Indios die Unterschicht. Verschärft wird die soziale Situation noch durch eine hohe Geburtenrate; 35% der Bevölkerung sind unter fünfzehn Jahre alt. Trotzdem ist das Land für die lateinamerikanischen Nachbarn immer noch sehr attraktiv, wie die hohe Zahl illegaler Einwanderer, vor allem aus Kolumbien, zeigt.

Entwicklungen
Seit Juli 2005 werden ganz oder teilweise geschlossene Unternehmen in Venezuela auf ihre Eignung zur Enteignung überprüft. Die Enteignung geschlossener Betriebe (mit Entschädigung nach Marktwert) ist Teil des strategischen Plans zur Belebung der nationalen Produktion und stellt laut Präsident Chavez den Mittelpunkt einer "wirtschaftlichen Wende in Richtung Sozialismus des 21. Jahrhunderts" dar. Einige Hundert stillgelegte oder unter Kapazität arbeitende Fabriken, sowie einige Dutzend Haziendas sollen verstaatlicht werden.

Die Tagesproduktion von Erdöl ist von 3,1 (2002) auf 2,5 Millionen Fass (2004) gesunken. Nach dem Generalstreik 2002/03 hat die Regierung nicht nur zwei Drittel der Spitzenkräfte, sondern auch 12.300 (67%) der führenden Techniker gefeuert. Die Jobs, von denen eine effiziente Produktion abhängt, sind nach politischen Kriterien besetzt worden. Pannen nehmen zu.
Nach Ignacio Layrisse, dem Ex-Präsidenten der PDVSA für Exploration und Produktion, brachte das Erdölgeschäft 1974 jedem Venezolaner ein statistisches Jahreseinkommen von 3.268 US-Dollar. 2004 seien es gerade noch 500 USD.

Alianza Bolivariana para los pueblos de Nuestra América (ALBA)

Als Antwort auf die von den USA dominierten geplanten gesamtamerikanischen Freihandelszone ALCA, haben Venezuela und Kuba Anfang 2005 eine von US-Interessen unabhängige lateinamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft - ALBA ( Alternativa Bolivariana para los pueblos de Nuestra América) - gegründet. Der ALBA traten im April 2006 Bolivien, im März 2007 Nicaragua, im Januar 2008 Dominica, im August 2008 Honduras bei.
Der Putschpräsident von  Honduras, Roberto Micheletti, erklärte am 15.12.2009 den Austritt aus der ALBA, der am 12. Januar 2010 ratifiziert wurde.

"Sucre" - gemeinsame Währung für die ALBA
Aus: de.wikipedia.org, ALBA:
»[...] Vor dem Hintergrund der Finanzkrise ab 2007 beschlossen die Mitgliedstaaten des Bündnisses am 26. November 2008 auf ihrem dritten Gipfeltreffen, eine eigene Währungszone mit einer gemeinsamen Währung zu etablieren, um eine größere Unabhängigkeit von den internationalen Finanzmärkten zu erreichen und sich vor Krisen und ihren Folgen zu schützen. In diesem Rahmen soll auch ein gemeinsamer Fonds für die Stabilisierung der Geldreserven und eine langfristig kontinuierliche Investitionspolitik eingerichtet werden. Der Name der gemeinsamen Währung soll "Sucre" lauten. Tags darauf bot der russische Präsident Dmitri Medwedew der ALBA an, dass die Russische Föderation sich dem Staatenbündnis "als assoziiertes Mitglied oder in anderer Weise" anschließen möge. Russische Nachrichtenagenturen meldeten auch, dass Russland Vollmitglied werden könne. [...] Auf dem VI. Gipfeltreffen im Juni 2009 in Maracay wurden die Staaten Ecuador, Antigua und Barbuda und St. Vincent und die Grenadinen als neue Mitglieder aufgenommen. Es wurde beschlossen, das Wort Alternativa im Namen der Organisation durch das Wort Alianza zu ersetzen. [...]«

Aus: spiegel.de, Neue Einheitswährung. Lateinamerika probt Aufstand gegen den Dollar, 3.11.2009
Im April 2009 wurde die Gründung der Regionalwährung Sucre offiziell beschlossen.
»[...] Bereits 2010 soll die virtuelle Währung zur Abwicklung des Handels zwischen den neun Mitgliedsstaaten der "Bolivarischen Allianz für unser Amerika" (ALBA) den Dollar ablösen. [...] Nach europäischem Muster könnte der Sucre als Vorläufer für eine tatsächliche Einheitswährung dienen und erst einmal als virtuelles Geld fungieren. [...]«

Die Erdölindustrie, die traditionell vom Staat kontrolliert wird, teilten sich bislang die staatliche Firma Pdvsa und private, multinationale Konzerne. Doch die Verträge mit den ausländischen Unternehmen, die in Venezuela tätig sind, sollen 2006 durch Mischformen, die Joint Ventures ähneln, ersetzt werden, an denen Pdvsa mindestens 60% hält. Auch die Konzessionen für die internationalen Bergbaukonzerne sollen "überprüft" werden.
Die CNV, die ein wichtiger Zulieferbetrieb der Erdölindustrie ist, wurde im April 2006 verstaatlicht. Nach zwei Jahren des Kampfes und der Besetzung der Fabrik wurde der ehemalige Eigentümer, Andres Sosa Pietri, enteignet.

Laut jüngeren Prognosen kann das Land mit seinen Ölreserven von 315,5 Milliarden Barrel (1 Barrel = 42 US-Gallonen = 159 Liter) auf die erste Position in der Welt aufsteigen (die Ölreserven des derzeit weltweit größten Ölförderers Saudi-Arabien belaufen sich auf 262 Milliarden Barrel - Stand: 08/2006). Allerdings dürfte die Erschließung der Ölfelder aufgrund infrastruktureller Probleme und politischer Umstrukturierungen in weiter Zukunft liegen.

Venezuela verfügt über die weltweit größten Erdölreserven

Eine im Juni 2012 veröffentlichte Studie von British Petroleum (BP) gibt bekannt, dass Venezuela über die weltweit größten nachweisbaren Erdölreserven verfüge. Der Studie zufolge sollen rund 300 Milliarden Fass im Boden des Landes lagern (im Vergleich sind es in Saudi-Arabien etwa 265 Mrd. Fass).

Siehe auch: alles-schallundrauch.blogspot.de, Venezuela hat die grössten Ölreserven der Welt, 17. Juni 2012

Über Wechselkurs- und Preiskontrollen sowie strenge Kreditvorgaben kontrolliert der Staat auch die monetäre Seite der Volkswirtschaft. Private Investitionen haben einen historischen Tiefststand erreicht. Der Industrievereinigung zufolge sind fast 40% der einst 11.000 Industriebetriebe des Landes inzwischen pleite.
Die ausgedünnte Unternehmerschicht mag ein Grund dafür sein, dass der Widerstand gegen die Verstaatlichungen bisher gering ausfällt.
Wenn auch in den Jahren 2002 und 2003 ein erheblicher Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu verzeichnen war, so wuchs es seit Ende 2003 wieder deutlich. 2006 lag das BIP bei 8%.

Obwohl Chávez vorgeworfen wurde, die Korruption im Landes nicht erfolgreich bekämpfen zu können, wurde er im Dezember 2006 mit weitem Abstand zu seinem Mitbewerber erneut zum Präsidenten des Landes gewählt. Am 10.1.2007 trat er offiziell seine dritte, bis 2013 reichende Amtszeit an.

Weitere Entwicklungen
Die Arbeitslosigkeit liegt bei rund 10%, wobei sich von den Beschäftigten jedoch nur rund 55% in regulären Arbeitsverhältnissen befinden.
Aus Erlösen der Erdölwirtschaft werden eine Reihe von Sozialprojekten finanziert. Zu nennen sind hier insbesondere die Projekte zur Alphabetisierung (Misión Robinson), der Gesundheitsfürsorge in Armenvierteln (Barrio Adentro)und der Arbeitsförderung (Vuelvan Caras). Um die Situation der indigenen Bevölkerung zu verbessern, hat Präsident Chavez eine Reihe an Maßnahmen ergriffen.

»[...] Sondervollmachten für Chávez: Das von Chávez-Anhängern dominierte Parlament - die Opposition hatte 2005 die Parlamentswahlen boykottiert - billigte im Januar 2007 einstimmig ein Gesetz ("Ley Habilitante"), das dem Präsidenten nahezu umfassende Sondervollmachten gewährt und ihm erlaubt, 18 Monate lang per Dekret Gesetze zu ändern oder neu zu erlassen.

Verstaatlichungen: Am 28.2.2007 verfügte Chávez per Dekret, dass der Staat bis zum 1.5. des Jahres auch in den letzten noch privatwirtschaftlich ausgebeuteten Erdölfeldern im Orinoco-Gürtel, die Kontrolle übernehmen werde. Chevron, Statoil, Total und BP beugten sich dem Druck und überließen dem staatlichen Erdölkonzern PdVSA in ihren Förderbetrieben die Kapitalmehrheit (mindestens 60%) und die operative Leitung, Exxon Mobil und Conoco Phillips dagegen zogen sich aus dieser Region zurück. In allen anderen Förderregionen hatte PdVSA schon im vergangenen Jahr die Kontrolle übernommen. Im Februar 2007 brachte die Regierung mit Hilfe von Anteilskäufen auch den bisher US-geführten Stromkonzern Electricidad de Caracas, den größten Stromanbieter des Landes, sowie den Telekommunikationskonzern CANTV unter staatliche Kontrolle. [...]

Bank des Südens: Auch gegenüber multinationalen Kreditgebern strebt Chávez nach mehr Unabhängigkeit und einer gemeinsamen südamerikanischen Politik: Am 30.4.2007 kündigte Venezuela seinen Rückzug aus der Weltbank und dem IWF an. Bereits einen Monat zuvor hatte Caracas seine vergleichsweise geringen Schulden bei IWF und Weltbank vollständig zurückgezahlt. Um den Einfluss von IWF, Weltbank und Interamerikanischer Entwicklungsbank (IDB) in der Region zurückzudrängen, hatte die venezolanische Regierung Mitte März 2007 die Gründung einer gemeinsamen Bank des Südens (Banco del Sur) vorgeschlagen. Auf einem Treffen von Vertretern der sechs an der Banco del Sur teilnehmenden Länder (Argentinien, Brasilien, Bolivien, Ecuador, Paraguay, Venezuela), das am 11./12.6. in Buenos Aires stattfand, wurde die Satzung der Bank mit Hauptsitz in Caracas beschlossen. [...]«
Offiziell wurde die Banco del Sur am 9. Dezember 2007 in Buenos Aires gegründet.

Aus: Der Fischer Weltalmanach 2008, S.497 ff.

Präsident Chávez hat dem regierungskritischen Sender RCTV - allen Protesten zum Trotz - die Lizenz entzogen, worauf es Ende Mai 2007 in Caracas und in der Universitätsstadt Valencia zu Protestaktionen und Demonstrationen kam, denen die Polizei mit Tränengas, Gummigeschossen und Wasserwerfern entgegentrat.
Chavez droht nun der gesellschaftlichen Oberschicht mit deren totalen Entmachtung.
Er hat auch dem letzten Oppositionssender Globovision angekündigt, dass er jederzeit dessen Lizenz, die offiziell zwar erst in 15 Jahren ausläuft, aufkündigen könne.

Wegen anhaltender Unruhen in Venezuela hat das deutsche Auswärtige Amt Reisewarnungen ausgegeben.

Der Preis für einen Liter Super-Benzin lag im Juni 2008 bei 0,04 EUR; 0,11 EUR/Liter für Normalbenzin (02/2008) - Siehe: benzinpreis.de: Einzeldaten: Preismeldungen für Venezuela.


Juni 2016: Die politische Situation spitzt sich weiter zu
Die hauptsächlich von Außen gesteuerte und verursachte politische, wirtschaftliche und soziale Krise in Venezuela wird von den Medien, die sich in den Händen der US-freundlichen Geld-Elite befinden, gnadenlos genutzt, gegen die sog. "bolivarische Revolution" und die Maduro-Regierung zu polarisieren: Schuld an der Krise hat die seit 1999 amtierende "bolivarische" Regierung. Dabei hat gerade diese Regierung etwas für die Ärmsten getan. Zwischen 1999 und 2015 wurden die Sozialausgaben auf 62,46 Prozent des Staatshaushalts angehoben – unter den vorherigen Regierungen bis 1998 hatte dieser Anteil nur bei 36,82 Prozent gelegen. Sollten die alten Eliten mit Hilfe ihrer ausländischen Verbündeten die Macht ergreifen, dürfte klar sein, was dann passiert: Das "Demokratie-Modell" der USA soll in ganz Amerika gelten.
Dass die venezolanische Regierung unter Maduro für die USA eine Bedrohung dargestellt, ist an sich nichts Neues. Die 2015 erlassene Regierungsverordnung wurde im März 2016 nicht nur um ein weiteres Jahr verlängert, sondern in seiner Formulierung auch verschäft: Der US-Präsident Obama hat aufgrund der "ungewöhnlichen und außerordentlichen Bedrohung für die nationale Sicherheit und Außenpolitik der Vereinigten Staaten" den "nationalen Notstand" ausgerufen, um die "venezolanische Bedrohung" abzuwehren.
Die Erklärung des "nationalen Notstands" ist für US-Präsidenten ein Werkzeug, Sanktionen gegen ein Land verhängen zu können, die unter bestimmten Umständen über das hinausgehen, was der Kongress genehmigt hat.
Wie aus der aktuellen US-Regierungserklärung hervorgeht, wurde nun auch das Finanzministerium autorisiert zusätzliche Sanktionen gegen diejenigen zu verhängen, die einerseits "Aktionen oder Maßnahmen" veranlasst haben, die "demokratische Prozesse oder Institutionen untergraben" oder Rechtsverletzungen bei der Verfolgung von Personen, die in Anti-Regierungs-Protesten involviert waren, begangen haben.
Siehe:
latino.foxnews.com, Obama extends order declaring Venezuela a national security threat, March 04, 2016
antikrieg.com, Washington bringt Regimewechsel nach Venezuela, 2. Mai 2016.

7. Dezember 2015: Das Ende des Sozialismus

Nach den Parlamentswahlen vom 6. Dezember 2015 steht fest: Venezuela hat sich vom Sozialismus verabschiedet. 16 Jahre bolivarische Revolution, initiiert vom damaligen Präsidenten Hugo Chávez, gehen nun dem sicheren Ende entgegen. Das Demokratischen Wahlbündnis (MUD) mit seinem Kandidaten Henrique Capriles Radonski (Partei "Primero Justicia") hat 112 der 167 Mandate erlangt, die Vereinigte Sozialistische Partei kam auf lediglich 51 Sitze. Wenn die neuen Abgeordneten im Januar 2016 im Parlament ihre Sitze eingenommen haben, wird das nächste Ziel sein, eine Volksabstimmung für eine Amtsenthebung des amtierenden Präsidenten Madúro zu beschließen.
Capriles wird gern als "progressiver Mitte-Links-Sozialist" gesehen - pragmatisch und mit gesundem Menschenverstand. Andere hingegen befürchten, dass unter Capriles ein Großteil der sozialen Programme abgeschafft werde, zu Lasten des ärmeren Bevölkerungsteils.
Aus Kuba kam die tröstende Botschaft, dass der Sozialimus eines Tages wieder neue Triumphe feiern werde.

Januar 2015: Venezuela kurz vor der Staatspleite?

Normalerweise garantieren die Einnahmen aus dem Erdölexport gute Staatseinnahmen (50 Prozent des Staatshaushalts), die die Wirtschaft des Landes auf einem ansehnlichen Niveau hält. Durch den drastischen Verfall der Ölpreise, von mehr als 100 US-$ auf unter 50 US-$ (Januar 2015) innerhalb weniger Monate, wird die Stabilität Venezuelas ernsthaft gefährdet. Doch nicht allein die sinkenden Ölpreise sind ein Risiko, auch die veralterten Ölförderanlagen und teilweise brach liegende Fördergebiete stellen das Land vor erhebliche Herausforderungen. Sinkende Staatseinnahmen von mindestens 40 Prozent und hohe Sozialausgaben (ca. 60 Prozent des nationalen Budgets von rund 118 Mrd. US-$) bringen den Staatshaushalt an seine Grenze. Die US-Ratingagentur Fitch hat die Bonität Venezuelas gerade erst von "B" auf "CCC" herabgestuft - Tendenz negativ. Hier schätzt man, dass die Wirtschaft nach einer Schrumpfung um 4 Prozent 2015 in der Rezession bleiben wird. Die negativen Daten heizen die Inflation an, die liegt bei rund 70 Prozent. Außerdem werden 2015 Schuldzahlungen von mehr als 30 Mrd. US-$ fällig. Experten im Westen warnen vor dem Staatsbankrott.
Präsident Maduro geht davon aus, dass hinter dem rasant nachgebenden Ölpreis ein politisches Manöver der USA steckt, um Venezuela zu schwächen, um so die Opposition des Landes gegen die Regierung in Position für einen Regierungswechsel zu bringen.
Ein weiteres Problem ist, dass die Regierung immer mehr die Kontrolle über die Sicherheitskräfte verliert. Es gebe wiederholt »[...] Angriffe auf Bürger, Hinrichtungen von Personen, über Festnahmen unter Verletzung des Gesetzes.[...]« Diese gefährliche Situation breite sich angeblich immer weiter aus. Wie der Journalist José Vicente Rangel sagt, sei die »[...] zunehmende Präsenz von Paramilitärs in Venezuela [...] Teil einer dreisten politisch-militärisch-wirtschaftlichen Operation gegen die venezolanische Demokratie mit Rang eines Staatsproblems [...].« Von Seiten der USA beschlossene Sanktionen (wegen Menschenrechtsverletzungen gegen Oppositionelle) Ende Dezember 2014 wies Maduro als "Unverschämtheit" zurück (Reisebeschränkungen für venezolanische Regierungsfunktionäre und das Einfrieren von Geldern). Das Europaparlament hat ebenfalls im Dezember die venezolanische Regierung wegen der "politischen Verfolgung" von Oppositionellen verurteilt.
Zitat: amerika21.de, operation-massaker-venezuela, 27.10.2014.
Siehe auch: amerika21.de, Maduro kritisiert US-Sanktionen als Unverschämtheit, 3. Januar 2015

11. März 2014: Präsident Maduro erklärt Staatsstreich für abgewendet

Obgleich es noch einzelne Protestherde gibt, wurde jetzt erklärt, dass der versuchte Staatsstreich abgewendet worden sei. Angekündigt wurde auch, dass in Kürze ein »[...] Dokumentarfilm über die jüngsten Ereignisse vorgestellt werde, in dem die Teilnahme von Top-Figuren ultrarechter Kräfte am Staatsstreich-Versuch gezeigt würden [...]«.

Zitat: de.ria.ru, 11.03.2014

24. Februar 2014: Linke Trotzkisten protestieren gegen Maduro-Regierung

Ähnlich wie in den Ländern des sog. "Arabischen Frühlings", in Syrien oder auch in der Ukraine, werden junge Leute (meist Studenten) medienwirksam gegen die Regierung mobilisiert, um mit den gleichen Methoden und der gleichen Rhetorik die vermeintlich undemokratische Regierung zu stürzen (siehe "OTPOR" oder "PORA" und die sog. "Farbenrevolutionen" etc.). Die Bolivarische Revolution, der südamerikanische Sozialismus, die südamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft "ALBA" etc. sind schon lange im Visier der internationalen, insbesondere US-amerikanischen Eliten aus Politik, Wirtschaft und Finanzen. Seit Jahren wird Venezuela von US-Militärbasen umzingelt, seit Jahren wird alles getan, um den südamerikanischen Sozialismus zu diskreditieren und zu beseitigen, ganz gleich, welche Vorteile er der Mehrheit der Menschen bislang brachte. Vor ein paar Tagen fing es an. Wenige Studenten (trotzkistische extreme Linke), vom honduranischen Ricardo Zúñiga mobilisiert, protestieren gegen Maduro, dem sie vorwerfen, ein Stalinist zu sein. Sämtliche folgenden Aktionen werden gesteuert und medienwirksam aufbereitet vom US-amerikanischen Propaganda-Spezialisten Dan Rhodes, der auch bei 9/11 (2001) seine Arbeit machte. Es ist immer der gleiche Weg: Zunächst Vorwürfe, die Regierung sei undemokratisch, sie bringe eigene Bürger um, dann fordert man Sanktionen gegen die "Mörder" und letztlich den Rücktritt der Regierung. Die jungen Trotzkisten in Venezuela stammen aus guten Familien und sind umgeben von Unternehmer-Milizen. Weitere Finanzhilfe für die Regierungsgegner kommt vom National Endowment for Democracy (NED). So werden auch Scharfschützen bezahlt, die auf Demonstranten schießen, was dann den venezulanischen Sicherheitskräften angelastet wird (Tod der jungen Studentin Geraldine Moreno - Autopsien zeigten, dass Geraldine Moreno und ein Regierungsfreundlicher von derselben Waffe getötet wurden.). Die ukrainischen und venezolanischen Operationen fanden ausgerechnet während der Olympischen Spiele in Sotschi (arrow Russland) statt. In der arrow Ukraine fiel die Regierung am 23. Februar. In Venezuela fing vor zwei Wochen alles mit ein paar Studenten an, nun ist das ganze Land in Aufruhr. Die Zahl der Toten und Verletzten steigt.

Siehe hierzu: www.voltairenet.org, Kann Washington zu gleicher Zeit drei Regierungen stürzen? 23.02.2014

Siehe auch: arrow muz-online.de, Neue Weltordnung

14. April 2013: Nicolás Maduro, Wunschnachfolger von Hugo Chávez, wird neuer Staatspräsident

Mit nur rund 300.000 Stimmen Vorsprung vor seinem Herausforderer Henrique Capriles Radonski konnte Nicolás Maduro (Wunschnachfolger von Hugo Chávez) die Präsidentschaftswahlen am 14. April für sich entscheiden. Natürlich hat der US-Freund Capriles Radonski wie verabredet das Wahlergebnis sofort attackiert - er sprach nach den Wahlen von Unregelmäßigkeiten bei den Auszählungen der Stimmen in Tausenden Fällen - und verlangt (wie auch die USA) eine Neuauszählung der Stimmen (siehe auch: www.hintergrund.de, Der Neue im Geist des Alten, 15. April 2013).
Am 19. April wird Maduro als neuer Staatspräsident vereidigt. Die Opposition unter Capriles und auch die USA wollen Maduro als Päsident nicht anerkennen. Stattdessen wollen die Gegner der bolivarischen Revolution ihren Protest verstärken. Manche befürchten sogar einen Putsch gegen die Regierung. Maduro hingegen will die Massen mobilisieren und aufzeigen, wo Venezuela landen würde, wenn die alten konservativen Kräfte wieder regieren würden. Capriles hatte bereits angekündigt, viele soziale Errungenschaften der letzten Jahre drastisch zurück fahren zu wollen. Dies würde bedeuten, dass die Armut im Land schlagartig wieder ansteigen würde.

5. März 2013: Hugo Chávez ist tot - Venezuela trauert um den "Comandante"

Im Juni 2011 wurde bei Hugo Chávez Krebs diagnostiziert. Die Krebsbehandlungen (Operationen, Chemotherapie, Bestrahlung) lässt er in Kuba durchführen. Nach drei Krebsbehandlungen und trotz erheblicher gesundheitlicher Einschränkungen wurde Chávez im Oktober 2012 erneut zum Präsidenten gewählt. Nach einer vierten Krebsbehandlung im Dezember 2012 war er körperlich erheblich geschwächt. Am 18. Februar wurde Chávez in das Militärhospital in Caracas überführt, wo er am Nachmittag des 5. März 2013 verstarb (laut der konservativen spanischen Tageszeitung "ABC" starb Chavez bereits am Morgen des 4. März in Havanna). Bis zu den Neuwahlen führt Vizepräsident Nicolás Maduro die Amtsgeschäfte.

7. Oktober 2012: Chávez gewinnt Wahlen
Bei den Präsidentschaftswahlen am 7. Oktober 2012 kam Hugo Chávez auf 54,8 Prozent (ca. 7,5 Millionen Wähler) und ist somit erneut als Präsident für weitere 6 Jahre bestätigt. Sein Konkurrent von der Opposition, Henrique Capriles Radonski, kam auf 44,5 Prozent (ca 6 Millionen Wähler). Die Wahlbeteiligung lag bei mehr als 80 Prozent.
principiis-obsta.blogspot.se, Phantastischer Sieg von Hugo Chávez in Venezuela, 8. Oktober 2012
Siehe auch: www.hintergrund.de, Wer ist Capriles Radonski, 13.10.2012 (Capriles, "Kandidat der Bourgeoisie, der großen Banken, der großen Firmen, des großen Kapitals.")

3. Dezember 2011: CELAC - Amerikanischer Staatenbund ohne USA und Kanada
»[...] 33 Länder aus Nord- und Südamerika haben die Comunidad de Estados Latinoamericanos y Caribeños aus der Wiege gehoben, eine echte Konkurrenz zur OAS (von den USA und Kanada dominiert; Anm. muz-online.de). [...] Die Mitglieder der "CELAC" (Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten) verabschiedeten am Samstag die "Deklaration von Caracas". [...]
Zur CELAC: Die CELAC besteht aus allen Mitgliedsstaaten der OAS außer den USA und Kanada. Die CELAC wird als Alternative zur OAS gesehen, die 1948 von den USA initiiert worden war, um potenziellen sowjetischen Einfluss in der Region zu unterbinden. Formell ist die CELAC die Nachfolgerin der Rio-Gruppe.
Auch der direkte Schulterschluss von China und Russland ist ein Beleg für die starken Veränderungen. Noch haben die 33 Staaten ein verhältnismäßig geringes BIP von ca. 5,2 Billionen Dollar, allerdings verfügen diese Länder zum Teil über sehr große Ressourcen. [...]«
Zitat: iknews.de, CELAC : Amerikanischer Staatenbund ohne USA und Kanada, 5. Dezember 2011
»[...] Nach Presseberichten zielt das Bündnis auf die Stärkung gleichwertiger Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten ohne die Vorherrschaft von Hegemonialmächten. Deshalb werden die USA und Kanada, anders als in der von den USA dominierten Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), nicht als Mitglieder aufgenommen.
Insbesondere den USA war in der Vergangenheit von verschiedenen lateinamerikanischen Staaten immer wieder vorgeworfen worden, die OAS für ihre eigenen Interessen zu instrumentalisieren, zuletzt 2009 beim Putsch gegen Manuel Zelaya, den demokratisch gewählten Präsidenten von Honduras. Zelaya galt als ein Gegner der neoliberalen Politik der USA. [...]«
Zitat: www.hintergrund.de, Gemeinsam gegen US-Einmischung: Lateinamerikanisches Staatenbündnis CELAC konstituiert sich, 25.11.2011

November 2011: Chávez holt im Ausland deponiertes Gold zurück nach Venezuela
»[...] Unter frenetischem Jubel der Bevölkerung hat Venezuela mit der Rückholung seines Goldschatzes aus dem Ausland begonnen. [...] Chavez hatte im August angekündigt, aus Gründen der nationalen Souveränität den größten Teil der im Ausland liegenden mehr als 160 Tonnen Gold im Wert von über elf Milliarden Dollar (8,32 Mrd. Euro) heimzuholen.
Damit wolle er die Goldreserven Venezuelas vor wirtschaftlichen Verwerfungen in Europa und den USA schützen, erklärte er. Der Löwenanteil des venezolanischen Goldschatzes liegt in London. [...] Nach Angaben eines ranghohen Regierungsvertreters soll die rund neun Millionen Dollar teure Rückholaktion bis zum Jahresende abgeschlossen sein. [...] Chavez-Kritiker werfen ein, der Staatschef wolle damit auch verhindern, dass der Goldschatz des lateinamerikanischen Öl-Exportlandes durch Sanktionen eingefroren werde. [...]«
Zitat: diepresse.com, Venezolaner bejubeln Rückkehr ihres Goldschatzes, 26.11.2011
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Die Menschen

Wie in vielen amerikanischen Staaten ist auch die Bevölkerung Venezuelas eine Mischung aus drei ursprünglich ganz verschiedenen Ethnien: den indianischen Ureinwohnern, den spanischen Einwanderern und den von diesen ins Land gebrachten afrikanischen Sklaven.
Mischlinge stellen heute die absolute Mehrheit der Venezolaner: Offiziellen Statistiken zufolge gab es bei der letzten Volkszählung (1990) etwa 69% Mulatten und Mestizen, 20% Weiße, 9% Schwarze und nur noch 2% Indios. Der Anteil der Weißen ist für das nördliche und mittlere Südamerika relativ hoch. Die Ursache dafür sind mehrere Einwanderungswellen, die durch die Ölfunde und den Zweiten Weltkrieg ausgelöst wurden und vor allem viele Italiener nach Venezuela brachten.

Von 13 US-amerikanischen Militärbasen umzingelt,
amerika21.de, 9. Januar 2010

»[...] Die Regierung von Hugo Chávez wird von 13 US-amerikanischen Militärbasen bedroht. [...] Von Anfang an zielten diese Tätigkeiten darauf ab, Venezuela zu kontrollieren und die Bolivarische Revolution zu destabilisieren. [...]
Eine von Washington geführte Medienkampagne hat von diesem Zeitpunkt (Neuorganisation der Militärbasen nach dem 11. September 2001, Anm. muz-online.de) an die falschen Informationen verbreitet, dass sich in Venezuela Organisationseinheiten der Hamas, der Hisbollah und sogar von Al-Quaida aufhalten und Trainingscamps auf der Isla Margarita unterhalten.
Unter dem Vorwand, diese Bewegungen zu überwachen und die venezolanische Regierung, die im Mai 2004 einem halben Jahrhundert nordamerikanischer Militärpräsenz ein Ende bereitet hat, in die Enge zu treiben, haben die Vereinigten Staaten 2005 einen Vertrag mit den Niederlanden erneuert. Das Abkommen zielt darauf ab, dass die USA die Nutzung ihrer Militärbasen auf den Inseln Aruba und Curaçao direkt vor der venezolanischen Küste ausweiten können. Jüngst sind dort verstärkt nordamerikanische Kriegsschiffe aufgetaucht.
Präsident Chávez hat kürzlich erklärt: "Europa soll wissen, dass das nordamerikanische Imperium sich bis an die Zähne bewaffnet und die Inseln Aruba und Curacao mit Kriegsschiffen und Kriegsflugzeugen füllt. Das Königreich der Niederlande trägt hierfür die Verantwortung (…). Ich klage das Königreich der Niederlande, Mitglied der Europäischen Union, an, zusammen mit dem Yankee-Imperium eine Aggression gegen Venezuela vorzubereiten." [...]
Massive Zuspitzung seit 2008
Von diesem Punkt an überstürzen sich die Ereignisse. [...]
Im August [2009, Anm.) verkündet Washington, dass sie über sieben neue Militärbasen in Kolumbien verfügen. Und im Oktober gibt der konservative Präsident Panamas, Ricardo Martinelli, zu, dass sein Land den Vereinigten Staaten den Zugang zu vier neuen Militärbasen gestattet habe. [...] Schließlich verkündet Kolumbien am 20. Dezember (2009, Anm.) die Einrichtung von sieben neuen Brigaden in den Grenzgebieten zu Venezuela – sechs Flugzeugbataillone und eine Spezialeinheit mit insgesamt 1000 Soldaten. Gleichzeitig wollen sie eine neue Militärbasis auf der Halbinsel Guajira an der Grenze zu Venezuela einrichten.
Venezuela und die Bolivarische Revolution sind somit von nicht weniger als 13 nordamerikanischen Basen in Kolumbien, Panama, Aruba und Curacao umzingelt sowie von Flugzeugträgern und Kriegsschiffen der IV. Flotte. Präsident Obama scheint dem Pentagon freie Hand zu lassen. Alles deutet auf einen Angriff hin. [...]«

Die verschiedenen Siedlungsgebiete
Die Siedlungsgebiete der einzelnen Bevölkerungsgruppen sind stark von den Klimazonen beeinflusst: So wohnen in den heißen Küstenregionen, vor allem im Barlovento, einem Küstenstrich östlich von Caracas, viele Schwarze und Mulatten. Weiße und Kreolen bevorzugen das milde Klima des "Ewigen Frühlings" in den mittleren Höhen der Anden, etwa in Caracas. Die Mehrzahl der Indianerstämme hat sich in unzugängliche Randgebiete (Guyana-Bergland, Urwälder am Maracaibosee) zurückgezogen.

Um das Jahr 1800 sollen die Indios noch 18% der Landesbevölkerung ausgemacht haben. Die venezolanischen "indigénas" (Eingeborenen) führen überwiegend noch ihr ursprüngliches Leben als Jäger, Fischer oder einfache Bauern. Sie haben nur geringen Kontakt mit dem modernen Staat und seinen Organen. 1947 schuf man die Comisión Indigenista Nacional, eine Art Indianer-Schutzbehörde, um sie zu betreuen. Intensiver kümmern sich katholische Ordensgeistliche um die Eingeborenen. Kapuziner, Salesianer und auch protestantische Missionare aus den USA haben in den südlichen Dschungelgebieten Missionsstationen eingerichtet. 93% aller Venezolaner sind Katholiken, doch spielt die katholische Religion in Venezuela keine so große Rolle wie in den ärmeren Andenstaaten.
Neun Zehntel aller Venezolaner wohnen auf etwa einem Drittel der Landesfläche. Fast alle Großstädte liegen auf einem rund 200 km breiten Streifen in den gemäßigten Andenregionen im Norden. Mit der Erschließung der Erdöl- und Bergbaugebiete sind aber auch sehr heiße, ursprünglich nahezu unbesiedelte Zonen hinzugekommen, so z.B. im "venezolanischen Ruhrgebiet" um Ciudad Guayana. Die Ölmetropole Maracaibo im früher unbewohnten Bundesstaat Zulia, dem mit einer Durchschnittstemperatur von 30°C heißesten Gebiet Südamerikas, ist heute Millionenstadt.
Obwohl das Bevölkerungswachstum Venezuelas bei jährlich 2% liegt, ist die Bevölkerungsdichte mit rund 26 Einwohnern/km² recht gering. Wie die anderen Staaten der sogenannten Dritten Welt hat Venezuela mit einer enormen Landflucht zu kämpfen. Immer mehr Campesinos drängen in die Barrios (Slums) der Großstädte, immer mehr Ranchos, so heißen die selbstgebauten Ziegelstein- oder Wellblechhütten, wuchern auf den steilen Hügeln von Caracas. Mit Gelegenheitsarbeiten versuchen die Campesionos sich durchzuschlagen. Illegale Einwanderer aus den ärmeren südamerikanischen Nachbarstaaten, angelockt von der glitzernden Wolkenkratzer-Skyline der (ehemaligen) "Wirtschaftswunderstädte" Caracas und Maracaibo, verschärfen noch die soziale Lage.

Sitten und Gebräuche
Spanisch-karibische Einflüsse prägen Musik und Tänze im nördlichsten Land Südamerikas. Cuatro, ein gitarrenähnliches Saiteninstrument, Maracas, eine Art Kastagnetten, und die Harfe begleiten den aus den Llanos stammenden Joropo, den Nationaltanz Venezuelas. Die überwiegende Mehrzahl der bei den Umzügen an Weihnachten oder zu Ehren von San Juan oder San Benito vorgetragenen Gesänge und Tänze stammen noch von spanischen Seeleuten. Unverkennbar afrikanisch-karibisch sind dagegen die heißen Merengue-Rhythmen der Isla Margarita.
Natürlich ist es nicht möglich, all die zahlreichen Fiestas aufzuzählen, die es in Venezuela im Laufe des Jahres gibt. Weihnachten wird hier lautstark mit eigenen Schlagern, den Gaitas, gefeiert, während die Semana santa, die Karwoche, überwiegend eine nationale Urlaubswoche ist. Am Fronleichnamstag tanzt die Bevölkerung von San Francisco de Yare als Teufel verkleidet in roten Gewändern und bunten Tiermasken auf der Plaza. Der Johannistag ist der Tag der Schwarzen des Barlovento. Temperamentvoll tanzen, singen und trommeln sie den ganzen Tag.
Dass Venezuela manche Gemeinsamkeit mit dem großen Bruder im Norden, den USA, aufweist, zeigt sich auch im Sport. Nicht Fußball, wie sonst in Südamerika, ist Sportart Nummer eins, sondern Baseball. Beliebt sind die Toros coleados, eine Art Rodeo mit einem Stier. Dabei jagen Reiter einen Stier, versuchen ihn am Schwanz zu packen und zu Boden zu werfen. Nichts für tierliebende, zartbesaitete Menschen sind die überaus populären Hahnen- und Stierkämpfe, die ein Erbe der spanischen Vergangenheit sind.

Maria Lionza
Auf dem Berg Sorte (Cerro de Sorte - 300 Kilometer von Caracas) hat sich der Katholizismus der Kolonialherren mit den schamanischen Ritualen der Indianer und den Voodoo-Riten der Nachkommen afrikanischer Sklaven vermischt. Der in Chivacoa beheimate und auf dem Sorte zelebrierte Maria-Lionza-Kult ist der wohl bedeutsamste Kult des Landes. Ein ganzes Volk kommt hier zusammen, um an spektakulären mystischen Ritualen teilzunehmen, die der Heilung unterschiedlicher Krankheiten und Befindlichkeiten dienen.

Spirituelle Meister nehmen geistigen Kontakt zu den unterschiedlichen Geisterlinien auf, die für unterschiedliche Aufgaben stehen. Diese Geisterlinien unterstehen den Tres Potencias, den drei spirituellen Mächten Venezuelas. Um Maria Lionza und dem zelebrierten Kult ranken sich zahlreiche Legenden.


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Literatur

Alle Länder dieser Erde. Band 2, Sonderausgabe in 2 Bänden, Reader's Digest (Hg), Bertelsmann, Gütersloh/München, 2001, S.1492 f.



www-Links



Venezuela startet Sozialprogramm für die Jugend, Juni 2013
Goldschürfer verüben "Massaker" an Yanomami in Venezuela, 29.08.2012
Für ein neues historisches sozialistisches Projekt - von Hugo Chavez
CIA - The World Factbook -- Venezuela
Languages of Venezuela
VENEZUELA - A Country Study
Political Resources on the Net - Venezuela
Derechos Humanos Venezuela
COLEGIO DE INGENIEROS DE VENEZUELA
VENEZUELA: History & Culture
Beziehungen zwischen Venezuela und Deutschland
Indianerschule in Venezuela
Venezuelan Newspapers

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