Willkommen in Libyen

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[UN-Militärintervention] [Ende der Ära "Gaddafi"] [Der "gescheiterte Staat"]
[Literatur] [www-Links]


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Offizieller Name: Libyen (seit dem 25. August 2011); unter Gaddafi: Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Jamahiriya
Staatsform: Republik
Hauptstadt: Tripolis
Fläche: 1.775.500 km²
Landesnatur: Küstenebene im NW, Cyrenaica im NO, überwiegend Wüste
Klima: Mittelmeerklima im N; im Landesinneren Wüstenklima
Höchster Punkt: Pic Bette 2285 m
Regierungsform: Unter Gaddafi war Libyen 42 Jahre lang eine autoritäre Republik; seit 25. August 2011 Nationaler Übergangsrat; verfassungsgebende Versammlung im Juni/Juli 2012; Wahl zum libyschen Nationalkongress am 7. Juli 2012; in der Nacht zum 9. August 2012 übergab der Nationale Übergangsrat die Macht an den Nationalkongress; seit dem 4. August 2014 übt die Macht ein Übergangsparlament aus (Majlis al-Nuwaab, Rat der Abgeordneten "Parlament"). Die Rechtsgrundlage ist derzeit noch unklar, da es noch keine Verfassung gibt. Die Übergangsregierung ist schwach. Faktisch regieren in Libyen unterschiedliche islamistische Rebellengruppen.
Staatsoberhaupt: Gaddafi war mehr als 42 Jahre lang "Revolutionsführer" und faktisch Staatsoberhaupt; formell war der Generalsekretär des Allgemeinen Volkskongresses Staatsoberhaupt, zuletzt: Muhammad Abu l-Qasim az-Zuwai. Seit dem offiziellen Ende des Gaddafi-Systems und der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch den Übergangsrat am 25. August 2011 in Tripolis war der Vorsitzende des Übergangsrates übergangsweise Staatsoberhaupt. Vom 9. August 2012 bis 4. August 2014 war Staatsoberhaupt der Übergangs-Präsident des Nationalkongresses, ab 4. August 2014 des Abgeordnetenrats.
Regierungschef: Bis zum 25. August 2011 war der Vorsitzende des Allgemeinen Volkskomitees Regierungschef; Mit dem Sturz der Gaddafi-Regierung war übergangsweise der Premierminister des Übergangsrates Regierungschef; vom 9. August 2012 bis zum 4. August 2014 wurde der Regierungschef vom Allgemeine Nationalkongress gewählt, danach vom Abgeordnetenrat; erster Übergangs-Premierminister wurde am 13. September 2012 Mustafa Abu Schagur. Seitdem gab es vier Übergangs-Premierminister. Am 28. August 2014 trat die Übergangsregierung zurück. Das Parlament muss nun eine neue Regierung wählen.
Verwaltung: 22 Bezirke (Shabiyat); bis zur letzten Gebietsreform 2007 waren es 32 Shabiyat. Die klassischen drei Regionen Libyens sind Tripolitanien, Fezzan und Cyrenaika; in dieser Form war Libyen zuletzt 1963 geteilt.
Parlament: Unter Gaddafi gab es kein Parlament; es gab einen allgemeiner Volkskongress mit rund 2700 Mitgliedern. Ab dem 25. August 2011 leitete der Nationale Übergangsrat übergangsweise die Regierungsgeschäfte. Dieser Rat bestand aus 33 Mitgliedern. Am 9. August 2012 übergab der Nationalrat die Macht an den Allgemeine Nationalkongress bestehend aus 200 Mitgliedern. Seit dem 4. August 2014 ist der Abgeordnetenrat die offizielle Vertretung des Staates.
Unabhängigkeit: 24. Dezember 1951 (von Italien)
Nationalfeiertag: 1. September (Tag der Revolution von 1969)
Einwohner: 5.471.000 (1999); 6.461.454 inkl. 166.510 non-nationals (geschätzt Juli 2011)
Bevölkerungsdichte: 3 Ew./km² (1999)
Stadtbevölkerung: 88% (1999)
Bevölkerung unter 25 Jahren: 50%; unter 15 Jahren: ca. 30% (2011)
Analphabetenquote: 25% (1999)
Sprache: Arabisch; Englisch und Italienisch sind als Handelssprachen verbreitet; Berber- und nilosaharanische Sprachen
Religion: Moslems 97% (Sunniten, vorwiegend malekitische Richtung; einige Ibaditen); Katholiken, Kopten und andere Minderheiten
Importgüter: Maschinen und Transportmittel (49%), Nahrungsmittel (13%), chemische Erzeugnisse (7%); Länder 2006: 19% Italien, 8% Deutschland, 8% VR China, 6% Tunesien, 6% Frankreich, 5% Türkei, 5% USA, 5% Großbritannien, 4% Rep. Korea
Exportgüter: Erdöl u. Erdgas (96%), Eisenerz, Phosphate, Wein; Länder 2006: 37% Italien, 14% Deutschland, 9% Spanien, 6% USA, 6% Frankreich, 5% Türkei
Währung: Libyscher Dinar

Geschichte und Staat

Libyen verfügt über eine geographische Lage, die das Land nicht nur zu einem wichtigen Bindeglied zwischen den französisierten Maghrebstaaten (Marokko, Algerien und Tunesien) im Westen und dem arabischen Osten macht, sondern ihm auch eine wichtige Funktion im Kontakt zwischen dem berberisch-arabischen Mittelmeerraum und Schwarzafrika zuweist.

So war Tripolis (Tarabulus Al-Gharb), das "Tor der Sahara", über Jahrhunderte hinweg Ausgangs- und Endpunkt des Transsaharahandels und des Austausches mit dem Sahel- und Tschadseeraum.
Libyen selbst spiegelt intern diese Brückenfunktion wider, weil die Region Tripolitanien eher dem Maghreb zugewandt ist, während der Landesteil Cyrenaica sich (auch sprachlich) an Ägypten orientiert.
Diese divergierenden innenpolitischen Kräfte wurden nach dem Zweiten Weltkrieg bei dem von den Vereinten Nationen eingeleiteten Unabhängigkeitsprozess für die ehemals italienische Kolonie "Libia" (ab 1911) jedoch kaum zur Kenntnis genommen.
Am 24. Dezember 1951 kam es zur Proklamation des Vereinigten Königreich von Libyen, dessen politische Stütze überwiegend die ehemaligen Nomadenstämme der ostlibyschen Provinz Cyrenaica waren. König wurde ein direkter Nachkomme des Begründers der Senussi-Bruderschaft, eines politisch-religiösen Ordens, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts in der Cyrenaica ausgebreitet hatte.
Ohne bedeutende ökonomische Ressourcen, die ostlibyschen Städte größtenteils zerstört durch die militärischen Operationen des Zweiten Weltkriegs und ohne eigene Fachleute (1951 nur vierzehn libysche Hochschulabsolventen) war Libyen auf internationale Hilfe angewiesen.
Erst ab Ende der 1950er Jahre nach der Entdeckung reicher Erdölvorkommen wurde es innerhalb weniger Jahre zu einem Kapitalüberflussland, dessen politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen allerdings überfordert waren, den damit einhergehenden Einbruch an Modernität zu bewältigen.

Die Machtübernahme durch Ghadafi
Der Sturz von König Mohammed Idris I. As Senussi (1890-1983) am 1. September 1969 durch junge Militärs unter Führung von Muammer AI Ghadafi (* 1942) war eine Reaktion auf die politischen und sozialen Missstände, die durch ehrgeizige Entwicklungsprogramme in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, Bildungs- und Gesundheitswesen beseitigt werden sollten. Zugleich sollte die politische Mobilisierung der Bevölkerung in der nach ägyptischem Vorbild neu gegründeten Einheitspartei "Arabische Sozialistische Union" einen zeitgerechten institutionellen Rahmen finden. Während die Entwicklungsbemühungen, zwar eingeschränkt durch die klimatischen Gegebenheiten, aber ausgeglichen durch die günstigen finanziellen Bedingungen, durchaus als erfolgreich eingeschätzt werden können, ist die Führung des Landes mit dem von Ägypten übernommenen politischen Konzept des arabischen Sozialismus gescheitert, was sich in der Suche nach einem eigenen ideologischen Programm äußerte.

Dieses wurde von Ghadafi seit 1973 ausformuliert und als "Dritte Universale Theorie" bezeichnet, wobei die zu ihrer Umsetzung ab 1976 ausgearbeitete Handlungsanleitung als "Grünes Buch" bekannt wurde. Seit 1976 war in Anwendung der Prinzipien des Grünen Buches in ganz Libyen ein direkt-demokratisch strukturiertes Regierungssystem entstanden. Basisvolkskonferenzen als Legislativ- und Volkskomitees und als Exekutivorgane bildeten dessen wichtigste Elemente. Diese "Jamahiriya" genannte Staatsstruktur (arabisch "jamahir" Volksmassen) war in der arabischen Welt ein in seiner Art neues politisches Experiment. Theoretische Schwächen, praktische Unzulänglichkeiten und zu große Militanz und Gewaltanwendung bei der Umsetzung der ideologischen Vorgaben, besonders in den Jahren 1978-1986, haben den von Ghadafi angestrebten Export des Jamahiriya-Modells ausgeschlossen.
Angesichts der außenpolitischen Neuonentierung seit 1969 und der auch in diesem Bereich festzustellenden ideologischen Ausrichtung - hier seien nur die "Politik der arabischen Einheit" oder die Aufrufe zum "Kampf gegen Israel" und die Israel unterstützenden USA angeführt - waren die von Ghadafi in Libyen selbst eingeleiteten Schritte zur gesellschaftlichen Reform stark in den Hintergrund der Berichterstattung der westlichen Presse getreten. Er hat es jedoch nicht nur vermocht, die auseinanderdriftenden regionalen Kräfte Libyens auszusöhnen und ein neues "libysches" Nationalbewusstsein zu schaffen, sondern auch hinsichtlich der Emanzipation der libyschen Frauen und der Reform des Islam durchaus positive Ansätze entwickelt.

Ab 1987 zeichnete sich ein innenpolitischer Kurswechsel ab. Die Regierung leitete eine politische und ökonomische Liberalisierung ein, die sich u.a. in der Zulassung privater Unternehmen und der Annahme einer Menschenrechtscharta äußerte. 1994 räumten libysche Truppen den seit 1973 besetzten Aouzou-Streifen im Norden des Tschad. Im April 1999 lieferte Libyen die mutmaßlichen "Lockerbie-Attentäter" aus; daraufhin wurden die seit 1992 bestehenden UN-Sanktionen ausgesetzt und Libyen erhielt wieder Lebensmittel und Medikamente. Libyen übernahm 2003 offiziell die Verantwortung für den Anschlag, an dem ehemalige Geheimdienstmitarbeiter beteiligt waren.

Nach der am 24. Juli 2007 erfolgten Freilassung von 5 bulgarischen Krankenschwestern und einem palästinensischen Arzt, die seit 1999 in libyschen Gefängnissen schwersten Folterungen ausgesetzt waren, seit 2003 zum Tode und schließlich auf lebenslänglich verurteilt worden waren, hat die Europäische Union dem nordafrikanischen Land eine Normalisierung der Beziehungen in Aussicht gestellt. Den sechs Helfern wurde vorgeworfen, im Auftrag feindlicher Geheimdienste in einer Kinderklinik 426 Kinder vorsätzlich mit dem HIV-Aids-Virus infiziert zu haben. Dieser Vorwurf galt aber schon seit Jahren als unhaltbar.

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Das Land

Der Landschaftscharakter Libyens ist vielfältig aber klar gegliedert: An der Mittelmeerküste findet sich in Tripolitanien die 30-70 km breite, fruchtbare, dem Steilabhang des Nafusahgebirges (bis 981 m) vorgelagerte Jeffara (Gefara)- Ebene; in der Cyrenaica, neben einem schmalen Küstenstrich, liegt der relativ regenreiche Jabal al Akhdar (Grünes Gebirge) mit Bergen bis zu 900 m Höhe. Diese beiden Regionen sind die bislang landwirtschaftlich am intensivsten genutzten Flächen, die allerdings nur rund 5% des Staatsterritoriums einnehmen. Der Rest besteht aus Sand- und Steinwüsten mit eingelagerten Oasen wie z.B. Kufrah, Ghat oder den Jufrah- (Al-Dschufra) Oasen bzw. fruchtbaren Oasentälern (Wadis), insbesondere den Wadis in der Südprovinz Fezzan mit der neuen Wüstenhauptstadt Sabha und den traditionsreichen Orten Murzuq und Zawilah. Daneben gibt es eindrucksvolle, aber schwer zugängliche Vulkanlandschaften wie den Al-Haruj al-Aswad, der bis 1200 m hoch ist.

Wirtschaft
Zentrum der ökonomischen Aktivitäten ist die klimatisch erträglichere Küstenzone entlang des Mittelmeeres. Eine Ausnahme bildet die tief in den afrikanischen Kontinent einschneidende Syrtebucht (Khalij as-Sirt), die trotz ihres lebensfeindlichen Charakters - die Wüste reicht hier bis an das Mittelmeer heran - Mittelpunkt der Erdölproduktion ist.
In As-Suwaitina, Marsä al-Burayqah, Ras al-Anuf und As Sidr enden die Erdölpipelines aus den zahlreichen südlich davon gelegenen Erdölfeldern und dort befinden sich die in den 1990er Jahren aufgebauten petrochemischen Industrien und zugeordneten Forschungsinstitute. Das Erdöl bildet seit Beginn der 1960er Jahre das wirtschaftliche Rückgrat des Landes. Es stellt bis heute zu fast 100% das Hauptausfuhrprodukt dar, wenngleich mit der Produktionsaufnahme in den neuen Industriekomplexen an der Syrtebucht zunehmend auch andere petrochemische Produkte zum Export kommen. Das strategische Anliegen der politischen Führung, parallel zur Verbreiterung der industriellen Grundlage auch die Exporte zu diversifizieren, um außenwirtschaftliche Abhängigkeiten abzubauen, wurde von der Revolutionsführung seit 1969 verfolgt. Nach der Verstaatlichung der ausländischen Erdölfirmen und Banken Anfang der 1970er Jahre wurden besondere Anstrengungen beim Ausbau einer eigenen Schifffahrtsflotte und hinsichtlich der Selbstversorgung im Nahrungsmittelbereich unternommen. Gerade die Nahrungsmittelselbstversorgung sollte durch das 1984 begonnene und Ende der 1990er Jahre fertiggestellte Bewässerungsprojekt in der Cyrenaica, das auch als "Großer künstlicher Fluss" bezeichnet wird, erreicht werden. Im Rahmen dieses Projekts wurden die in der Nähe von Tazurbu/Kufrah vorhandenen unterirdischen Süßwasserreserven erschlossen. Sie werden durch eine 2000 km lange Pipeline in die Küstenebene von Benghasi (Banghazi) und Tripolis geleitet, wo mit diesem Wasser riesige Flächen agrarischer Nutzung (Getreideanbau) zugeführt werden. Dieses nicht unumstrittene Projekt wird langfristig nicht nur die Kulturlandschaft Libyens prägen, sondern auch die räumliche Bevölkerungsverteilung mit ihrer Konzentration in Tripolitanien (rund zwei Drittel der Bevölkerung, davon rund 1,6 Millionen im Großraum Tripolis) verändern. Die Projektplanung sah vor, Einwohner aus Tripolitanien als Bauern auf den neugewonnenen Agrarflächen der Cyrenaica anzusiedeln. Demgegenüber wird sich an der relativ dünnen Besiedelung des Sahararaumes, wo weniger als 10% der Bevölkerung leben, aus klimatischen Gründen und wegen der beschränkten Produktionskraft der Oasen und ihrer Marktferne auch in Zukunft nichts ändern.

Da der Anteil der libyschen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zur Durchführung der ehrgeizigen Entwicklungsprogramme nicht ausreichte, war Libyen in hohem Maße auf ausländische Arbeitskräfte, überwiegend aus Ägypten, Tunesien und Bangladesch, angewiesen. Diese waren überwiegend in Industrie und Landwirtschaft tätig, während die libyschen Arbeitskräfte im Dienstleistungsbereich und in der Verwaltung beschäftigt waren. Die Finanzierungskrise hat im Beschäftigungsbereich neben einer Reduzierung der ausländischen Arbeitskräfte zusätzlich den gesellschaftlichen Wandel gefördert, weil nur die verstärkte Integration libyscher Frauen in das Wirtschaftsleben den Verlust der ausgewiesenen ausländischen Arbeitskräfte ausgleichen konnte.

Tourismus
Trotz aller Kapitalinvestitionen war Libyen industriell und landwirtschaftlich in seiner Entwicklung begrenzt. Unter Gaddafi hatte man zuletzt noch die Idee, die völlig ungenutzte Tourismusbranche zu stärken. Im Gegensatz zu Ägypten oder Marokko hat Libyen als arabisch-islamisches Land, abgesehen von einigen durchaus sehenswerten Moscheen in Tripolis (zum Beispiel Ahmad Gurgi-Moschee) oder der Kuppelmoschee in Darnah (Darna), jedoch wenig an islamischer Architektur zu bieten. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die sehr gut erhaltenen antiken Ruinenstätten von Sabratha, Leptis Magna (Foto), Cyrene und Apollonia.

Leptis Magna. copyright: Angelika Gutsche. Siehe Link

Wegen ihrer großartigen landschaftlichen Lage und ihren eindrucksvollen Überresten (Theater in Sabratha, Triumphbogen des Septimius Severus in Leptis Magna usw.) stellen sie viele antike Ruinenstätten in Griechenland oder Italien in den Schatten. Zusammen mit den Naturschönheiten der Sahara, den Felsmalereien im Fezzan-Raum und den Vulkanoasen sowie den im Vergleich saubersten Stränden des ganzen Mittelmeeres böte sich Libyen als ein ideales Urlaubsland an. Allerdings stand der touristischen Nutzung eine sehr restriktive Einreisepolitik aus Angst vor einer Verwestlichung entgegen. Der Rückgang der Deviseneinnahmen in den 1980er Jahren hatte jedoch zu einem Umdenkungsprozess geführt, so dass man in den Jahren danach an einen kontrollierten Studientourismus gedacht hat. Für den Massentourismus fehlten indes nicht nur die Hotelinfrastruktur, sondern auch geschulte Arbeitskräfte. Mit dem Sturz Gaddafis zerfiel das Land schnell. Heute herrschen verschiedene islamistische Rebellengruppen, die sich gegenseitig bekämpfen. Der Regierung fehlt die Kraft, die unterschiedlichen Parteien miteinander zu versöhnen. Im sogenannten "gescheiterten Staat" Libyen ist nach Gaddafi an Tourismus im klassischen Sinne nicht zu denken.

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Die Menschen

"Im Dunkel der Jahrtausende verlieren sich die Spuren der ersten Menschen auf libyscher Erde", schrieb 1982 Professor Brentjes in seiner Abhandlung über "Libyens Weg durch die Jahrtausende". Belegt ist die Existenz hellhäutiger Hirten und Bauern auf libyschen Felsbildern, die 5000 Jahre zurückdatieren, und fast ebenso alt scheint der Name "Libu" für die lokale Bevölkerung. Diese hat sich im Laufe der Jahrhunderte erst mit den an der Küste siedelnden Phöniziern und danach mit den Römern und Griechen vermischt. Ab dem 7. Jahrhundert erhielt sie mit dem Vordringen arabischer islamisierter Stämme ihren bis heute prägenden arabischen Charakter. Aber auch die Wandalen, die Byzantiner und die Spanier, die von 1510 bis 1551 Tripolis besetzten, sowie die Janitscharen-Truppen, die während der osmanischen Herrschaftszeit in das Land kamen, haben ebenso wie die bis ins 19. Jahrhundert aus Schwarzafrika in den Mittelmeerraum transportierten Sklaven in der libyschen Bevölkerung ihre Spuren hinterlassen. Diese ist heute zum Großteil eine berberisch-arabische Mischbevölkerung, wobei sich berberische Gruppen nur in wenigen Rückzugsgebieten wie dem Jabal Nafusah oder den Oasen Ghadamis und Awjilah erhalten haben. Teilweise leben sie noch in Höhlenwohnungen. Die berberischen Tuareg leben fast ausschließlich im Südwesten Libyens, im Grenzgebiet zu Algerien und Niger.
Seit der Unabhängigkeit spielt weniger die Volks- oder Stammeszugehörigkeit eine Rolle, als vielmehr die Zugehörigkeit zu den unterschiedlich einflussreichen Großfamilien. Neben jenen Familien, aus denen Revolutionsführer Ghadafi und andere Revolutionsratsmitglieder stammen, sind dies die Familien der Kologhii (Nachkommen von Türken und Libyerinnen), traditionalistische arabische Familien wie die Muntassir oder traditionalistische berberische Familien wie die Ben Shaaban. Die Senussi-Familie ist seit dem Sturz des Königs entmachtet. Bereits seit den 1930er Jahren, als die italienische Kolonialmacht (1911-1943) zur besseren Kontrolle alle libyschen Nomaden zwangsweise ansiedelte, ist die libysche Gesellschaft weitgehend eine sesshafte, wofür auch die hohe Verstädterungsrate von 88% ein Indiz ist.
97% der libyschen Bevölkerung sind sunnitische Moslems, die der besonders in Afrika verbreiteten, malikitischen Gesetzeslehre des Islam folgen. Nur im Jabal Nafusah lebt noch eine kleine Gruppe von Libyern, die einer besonders strengen Richtung des Islam, dem Ibaditentum, angehört.

Die ehemals vor allem in Tripolis ansässigen Juden sind nach Ausschreitungen 1948 und 1967 nach Israel oder Europa ausgewandert. Die in Libyen lebenden Christen sind ausnahmslos ausländische Arbeitnehmer, die sich in wenigen offiziell genehmigten Kirchen versammeln dürfen. Die von den Italienern während der Kolonialzeit erbauten Kathedralen von Tripolis und Benghasi (Banghazi) und andere christliche Kirchen wurden nach 1969 zu Moscheen und Verwaltungsgebäuden umfunktioniert. Zur Unterstreichung des islamischen Charakters Libyens wurde neben dem Alkoholverbot der ausschließliche Gebrauch des islamischen Kalenders und der arabischen Schrift angeordnet. Die Anwendung des traditionellen islamischen Rechts, der Scharia, wurde hingegen wegen der Unvereinbarkeit mit dem angestrebten sozialen Wandel abgelehnt.
Der soziale Wandel Libyens wurde durch den großzügigen Ausbau des Bildungswesens, die Einrichtung von inzwischen fünf Universitäten und die drastische Senkung der Analphabetenrate von über 90% (1951) auf 25% im Jahr 2010 gefördert. Auslandsstudien sowie die zahlreichen privaten oder beruflich bedingten Auslandsaufenthalte vieler Libyer in den USA, Westeuropa oder den ehemaligen Ostblockstaaten, seit der Aussöhnung 1987 auch wieder verstärkt in Tunesien, hatten diesen Prozess weiter begünstigt. Hinsichtlich des Lebensstandards der Bevölkerung haben die hohen Deviseneinnahmen seit Beginn der 1970er Jahre dem Land in vielen Bereichen eine Spitzenstellung innerhalb der afrikanischen Staaten verschafft: ob täglicher Kalorienverbrauch, Fleischkonsum, Anzahl der Fernsehgeräte oder Pkw pro Tausend Einwohner, ob Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Trinkwasser oder medizinische Fürsorge - noch nie war die materielle Versorgung des Großteils der Libyer so gut. Auch bestand in Libyen eine relativ ausgeglichene Einkommensverteilung, ohne extreme Kluft zwischen arm und reich wie etwa in Marokko oder Ägypten. Zugleich war die libysche Gesellschaft eine sehr junge Gesellschaft. Etwa 30% der Bevölkerung waren unter 15 Jahre, ca. 50% unter 25 Jahre alt. Ihnen Bildung und Arbeit, Wohnung und eine funktionierende Infrastruktur zu gewährleisten, war eine der größten Herausforderungen des Gaddafi-Staates. Trotzdem waren im Jahr 2006 etwa 30% der arbeitsfähigen Menschen arbeitslos.

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Entwicklungen

Februar 2011: Proteste gegen das Gaddafi-System

In Anlehnung an die Proteste in  Tunesien,  Algerien und  Ägypten ab Januar 2011, hat sich auch in Libyen eine Demokratie-Bewegung formiert, die zu Protesten gegen das Regime aufruft. Über das Internet (Facebook, Twitter) wurde für den 17. Februar zum "Tag des Zorns" aufgerufen. Tausende Libyer, die viele Sympathisanten im Ausland haben, sagen jetzt "Khalass !" ("Genug") und fordern Reformen, mehr Rechte für die Bürger und das Ende der Gaddafi-Herrschaft. Die vor allem jungen Leute wenden sich gegen ein System, das gekennzeichnet ist von Korruption und Verschwendungssucht der Machtelite.
Libyen, ein straff organisierter Polizeistaat, kennt praktisch keine Pressefreiheit. Das Internet kann jederzeit abgeschaltet, einzelne Seiten blockiert und Autoren können einfach festgenommen werden. Von daher sind die Aufrufe zu Protesten über das Internet wesentlich von Libyern aus dem Ausland organisiert.
Bereits in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar waren bereits 2000 Demonstranten in der Hafenstadt Benghazi unterweges. Hier versuchte die Polizei mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Tränengas die Demonstration aufzulösen. Es soll dabei zwei Tote auf Seiten der Protestler gegeben haben. Laut der Oppositionsgruppte "Khalass" (bei Twitter unter dem Namen "Enough Gaddafi" erreichbar) soll aus Helicoptern auf die Demonstranten in Bayda (Al-Baïda) geschossen worden sein, drei Tote wurden bestätigt.
Die Proteste, die sich zunächst auf Städte im Nordosten des Landes beschränkt haben, werden nun auch die Hauptstadt Tripoli erreichen, wo sich bereits zu allem entschlossene Gaddafi-Anhänger mit günen Fahnen und Tüchern zu Gegenprotesten formieren.

17. Februar 2011: Am "Tag des Zorns" haben die Sicherheitskräfte auf die friedlichen Demonstranten geschossen, wobei mindestens 24 Menschen getötet und zahlreiche verletzt wurden. Besonders heftig war die Situation in Baïda, wo die Krankenhäuser überlastet waren. In Benghazi wurden 50 getötete Menschen bestätigt.

Im weiteren Verlauf der Proteste verloren nach heftigen Angriffen von libyschen Sicherheitskräften, Militär und Luftwaffe Hunderte Demonstranten ihr Leben. Tausende wurden verletzt. Gaddafi zeigte sich unnachgiebig und verkündete, weiterhin mit aller Gewalt gegen die Demonstranten vorgehen zu wollen. Die Protestbewegung ließ sich jedoch von der Staatsgewalt nicht schwächen und abschrecken. Am 22. Februar kontrollierten die Gegner von Staatschef Gaddafi nach eigenen Angaben bereits 90 Prozent des Landes... Erstaunlich ! Wie aus friedlichen Demonstranten nun gut bewaffnete Kämpfer wurden, die in der Lage sind, gegen das staatliche Militär derartige Erfolge zu erzielen...

Was die Proteste mit den Rothschilds verbindet

Die Rothschild-Familie kontrolliert mit ihren Zentral Banken und Internationalen Finanzfonds die Wirtschaft von Tunesien, Ägypten, Jemen, Jordanien und Algerien. Aufkommende konkurrierende regionale Banken, die nach dem scharia-konformen System des Islamic Banking funktionieren, sollen geschwächt werden. Wie in dem Artikel von www.puppet99.com zu lesen ist, sponsort der US-amerikanische Milliardär George Soros, der bei Rothschild’s "International Crisis Group" im Vorstand sitzt, seit Langem Trainings für sogenannte Pro-Demokratie-Aktivisten. Ziel ist, in den jeweiligen Ländern Chaos zu kreieren und während eines Machtvakuums, Personen zur Macht zu verhelfen, die den Interessen der mit den Rothschilds verbundenen Finanzorgane entsprechen.

www.puppet99.com, Rothschild Revolutions in Tunisia, Egypt Kill Islamic Banks, 9. Februar 2011

Siehe auch:  Auf dem Weg zu einer Neuen Weltordnung
»The Middle East & then the World

Globalist blitzkrieg signals largest geopolitical reordering since WW2. analysis by Tony Cartalucci Beginning in North Africa, now unfolding in the Middle East and Iran, and soon to spread to Eastern Europe and Asia, the globalist fueled color revolutions are attempting to profoundly transform entire regions of the planet in one sweeping move. [...] The end game of course is a world spanning system of global governance. This is a system controlled by Anglo-American financiers and their network of global institutions ensuring the world's consolidated nations conform to a singular system they can then perpetually fleece. As megalomaniacal oligarchs, their singular obsession is the consolidation and preservation of their power. This will be achieved through a system of population control, industrial control, and monetary control, which together form the foundation of their Malthusian policies. [...]«

Zitiert aus: landdestroyer.blogspot.com, 18.02.2011

Siehe auch:
www.infokriegernews.de, Libyen : Neuer Curveball im Spiel? 24. Februar 2011
www.infokriegernews.de, Kriegspropaganda in Reinkultur, 8. März 2011
infokrieg.tv, Fakt und Fiktion um Libyen, 27.03.2011

Frankreich und Großbritannien bereit zu Luftangriffen in Libyen

Exodus aus Libyen
Inzwischen verlassen Hunderttausende Menschen, vor allem Gastarbeiter, Libyen.

12. März 2011: Gaddafi lässt Stellungen der Aufständischen bombardieren. Arabische Liga fordert Flugverbotszone

Die Gaddafi-Gegner fordern seit Längerem die Einrichtung einer Flugverbotszone, da sie gegen die Bombardierungen auf ihre Stellungen keine Chance hätten, die Forderung nach einem politischen Systemwechsel durchsetzen zu können und Gaddafi und dessen Regierung zum Aufgeben zu zwingen. Die Begründung, das Blutvergießen beenden und die Zivilbevölkerung vor der Gewalt der Gaddafi-Gefolgschaft schützen zu wollen, soll nun eine militärische Intervention rechtfertigen - die anscheinend seit Jahren geplant ist... Die arabische Liga hat bereits ebenfalls die UN zum Handeln gegen Libyen aufgefordert und sich für eine Flugverbotszone ausgesprochen. Die deutsche Regierung ist hingegen skeptisch was ein militärisches Eingreifen betrifft. Fast 90% der Deutschen lehnen überdies eine deutsche Beteiligung an einer militärischen Intervention in Libyen ab.

Einige Staaten möchten Gaddafi und seine Gefolgschaft beseitigen. Denn seit langem fühlen sich bestimmte Kreise von Gaddafi genervt, forderte dieser doch zuletzt von den alten Kolonialmächten Wiedergutmachungsleistungen in Höhe von einigen Billionen US-Dollar und jährliche Milliardenzahlungen von der EU zum Schutz vor afrikanischen Flüchtlingen. Außerdem sollen selbstverständlich die Rothschild-Banken in Libyen etabliert werden - und dann sind da noch die begehrten Rohstoffe wie z.B. Erdöl, Erdgas und Wasser. Der Wiederaufbau des Landes kann dann mit "wohlwollender" Unterstützung von Weltbank und IWF erfolgen. Die beschlagnahmten Milliarden des Gaddafi-Clans können dann auch wieder ins Land zurückfließen...

Siehe weiter:
Radikale Islamisten und Al-Qaeda stehen im Zentrum der sogenannten Demokratiebewegung
www.hintergrund.de, 29. März 2011

Am 30. März meldeten die Mainstream-Medien, dass der US-Geheimdienst CIA offenbar bereits seit Wochen mit verdeckten Aktionen die Gegner von Muammar al Gaddafi unterstützt.

Siehe auch:
www.hintergrund.de, 31.3.2011, Wer sind die libyschen Freiheitskämpfer und ihre Gönner? Libysche Notizen von PETER DALE SCOTT

17. März 2011: UN-Sicherheitsrat hat Flugverbotszone über Libyen ausgesprochen

19. März: Militärische Angriffe beginnen

Am Nachmittag waren französische Aufklärungsflieger bereits über libyschem Gebiet. Wenig später schossen französische Kampfjets auf verschiedene Ziele. Danach griffen auch die USA und Großbritannien militärisch in Libyen ein. Die Streitkräfte der USA schossen mehr als 100 Tomahawk Cruise Missile Raketen (Stückpreis zwischen 600.000 - 1.000.000 US-$) auf Stellungen der libyschen Flugabwehr ab. Kritik am Militäreinsatz kam dann von der Arabischen Liga, aber auch von Russland und China. Dabei dürfte allen klar gewesen sein, dass zur Durchsetzng einer Flugverbotszone zunächst militärisch operiert werden muss. Außerdem dürften alle, die jetzt Kritik üben, gewusst haben, dass es nicht nur um den Schutz der Zivilbevölkerung und der Unterstützung der Regimegegner geht; es ist von Anfang an auch klar gewesen, dass es bei dem Militäreinsatz u.a. auch darum geht, das Gaddafi-System zu beseitigen. Und schließlich hätten jene Staaten, die sich bei der Abstimmung über die Flugverbotszone enthalten haben, auch mit einem klaren NEIN zum Einsatz stimmen können. Also ist alles Gejammer nichts als Theater. The Show must go on... Franzosen, Briten und USA setzen ihre Angriffe (ungeachtet einer weiteren Waffenstillstandserklärung von Seiten der libyschen Regierung) auf libysches Gebiet fort - bis das Ziel erreicht ist... Unterstützer gibt es genug. An dem Einsatz auf Grundlage der UN-Resolution 1973 sind auch Italien und Dänemark beteiligt. Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, Kanada, Spanien, Norwegen und Belgien haben ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt.

Seit Ende März hat die Nato das vollständige Kommando über den Militäreinsatz in Libyen übernommen.

www.infokriegernews.de, 31.03.2011, Feindliche Übernahme Lybiens. Schlapphüte der CIA und MI6 an vorderster Front?
www.infokriegernews.de, 31.03.2011, US-Geheimdienste seit Wochen in Libyen

Bilderberger-Meeting 9. bis 12. Juni 2011 St. Moritz/Schweiz:
Die NATO-Aktion gegen Libyen steht weit oben auf der Bilderberg-Agenda

Siehe: www.wearechange.ch, 10. Juni 2011. Jim Tucker: Libyen-Krieg und weitreichender Konflikt im mittleren Osten auf der Bilderberg-Agenda.

Das Ende der Ära "Gaddafi"

25. August 2011: Der Übergangsrat der Rebellen übernimmt Regierungsgeschäfte.

Der Übergangsrat wird von zahlreichen Staaten, allen voran Frankreich und Italien, als einzige legitime Regierungsvertretung in Libyen anerkannt. Auch hat die Arabische Liga den Übergangsrat anerkannt. Die Afrikanische Union möchte sich noch nicht von Gaddafi, dem einstigen "König von Afrika", verabschieden und erkennt den Übergangsrat bislang nicht an - dies aus sehr eigennützigen Gründen: Die afrikanischen Eliten haben jahrzehntelang von Gaddafis großzügiger Ünterstützung und finanziellen Zuwendungen profitiert; auch der Präsident von Zimababwe, Mugabe, konnte seine aufwendigen Militärausgaben auch nur Dank Gaddafi finanzieren. Nun wird befürchtet, dass sich diese Afrika-Politik nachteilig für zahlreiche afrikanische Machthaber entwickeln könnte.

Tripolis unter Kontrolle der Rebellen
Nach heftigen Kämpfen um Tripolis und Gaddafis Residenz- und Festungsanlage Bab al-Aziziya (das symbolische Herz des Gaddafi-Regimes), konnten die Aufständischen am 24. August vermelden, Tripolis weitestgehend unter Kontrolle zu haben.
Ab dem 25. August begann der Übergangsrat mit der Verlegung der Regierungszentrale von Bengasi in die Hauptstadt Tripolis. Gaddafi gilt somit als entmachtet. Obwohl nicht mehr oberstes Ziel, sind Spezialeinheiten damit befasst, Gaddafi (1,7 Millionen US-Dollar Kopfgeld) möglichst lebendig zu finden, um ihm den Prozess machen zu können.

Bilanz: Zwischen dem 19. März und 25. August hat die NATO mehr als 20.000 Luft-Angriffe gegen Militärstellungen und -einrichtungen Gaddafis geflogen. Auch danach fliegt die NATO Angriffe gegen verbliebene Gaddafi-Anhänger, so z.B. in Gaddafis Geburtsstadt Sirte.
Bei dem Aufstand gegen Gaddafi starben bislang mindestens 20.000 Menschen, mehr als 50.000 wurden verletzt.

Vgl.: www.ag-friedensforschung.de, Beim Zielen mit dabei: die Bundeswehr - Deutsche Soldaten arbeiten in NATO-Stab für Libyen-Krieg – Regierung verschwieg Einsatz vor Parlament
www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de, Britische Kampfjets bombardieren Gaddafis Heimatstadt, 26.08.2011

Die "Schwarze Flagge des Dschihad" in Bengasi

In arabischer Schrift ist darauf zu lesen: la Ilaha Illa´lah ("Es gibt keinen Gott außer Allah"). Sieger des Aufstands gegen Gaddafi sind durch die Straßen gefahren, die "Schwarze Flagge des Dschihad" schwenkend, und sie riefen dabei: "Islamisch, islamisch – von Ost bis West!"

    20. Oktober 2011: Gaddafi ist tot.

    Meldungen zu den Todesumständen:

  • (1) Gaddafi wurde ersten Meldungen zufolge während eines NATO-Luftangriffs auf einen Fahrzeugkonvoi bei Sirte getötet.
  • (2) Gaddafi wurde in einem Erdloch gefasst. Gaddafi soll gebettelt haben: "Nicht schießen, nicht schießen."
  • (3) Laut einer anderen Meldung wurde Gaddafi bei dem Angriff auf Sirte von Milizionären gefangen genommen werden. Er sollte dann in die Küstenstadt Misurata gebracht werden. Auf dem Weg dorthin wurde der Pritschenwagen mit Gaddafi angeblich von Gaddafi-Anhängern unter Beschuss genommen, wobei Gaddafi schwere Verletzungen erlitten haben soll. Noch vor dem Eintreffen im Krankenhaus von Misurata sei Gaddafi verstorben.
  • (4) Wie eine Obduktion am 24. Oktober ergab, starb Gaddafi offenbar durch einen Kopfschuss. Unter welchen Umständen es zu dem Kopfschuss gekommen ist, sollen Untersuchungen ermitteln.

31. Oktober 2011: Die NATO-Operation "Unified Protector" wurde offiziell beendet

Am 31. Oktober 2011 wurde die am 31. März gestartete NATO-Operation "Unified Protector" offiziell beendet.
Ministerpräsident einer Übergangsregierung wurde Dr. Abdurrahim Abdulhafiz El-Keib. Er wurde an der Universität von Tripolis, an der North Carolina State University, an der University of Alabama und an der American University of Sharjah ausgebildet, wo er ab 1985 Electrical Engineering lehrte. 2006 verließ El-Keib Alabama und leitete das Petroleum Institute in Abu Dhabi.
Er diente u.v.a. als Mitglied für die Islamic Development Bank (IDB), bei der einst auch der türkische Staatspäsident Gül Manager war.
Siehe: en.wikipedia.org, Dr. Abdurrahim Abdulhafiz El-Keib

März 2012: der erdölreiche Osten des Landes erklärt sich für autonom.

Beobachter befürchten nun ein Auseinanderbrechen Libyens. Wie die Anführer des Ostens jedoch sagten, handelte es sich nur um eine Art Teilautonomie, um die Region effizienter verwalten zu können. Letztlich strebe man ein föderales System an, wie etwa in Spanien. Die Einheit des Landes soll auf jeden Fall bestehen bleiben.
Siehe auch: www.zeit.de, "Wir sind noch im Krieg", Gespräch mit Ahmed al-Senussi, 9. April 2012

Libyen im September 2013: ein zerstörtes Land

Vor der militärischen Intervention der NATO galt Libyen als eins der reichsten Länder Afrikas. Libyen war bekannt für sein gutes Sozialsystem mit kostenloser Schulausbildung (hoher Bildungsgrad) und Krankenversorgung (geringste Kindersterblichkeit und höchste Lebenserwartung Afrikas). Obwohl in dem Land der sunnitische Islam (malikitische Richtung) vorherrschte, war die politische Struktur säkular. Frauen hatten mehr Rechte als in anderen arabischen Ländern, sie durften sich z.B. scheiden lassen. Libyen war ein sicheres Land - bis die NATO kam und das Land aus "humanitären Gründen" zerstört hat. Anderthalb Jahre nach dem offiziellen Ende der NATO-Operation herrschen Chaos und Anarchie in Libyen. »[...] Hauptgewinner ist die Al-Kaida und mit ihr verbundenen islamistischen Terrorbanden. Heute hat sich das Land, früher Libyen genannt, in drei Teile aufgespalten, die Emirate Fezzan, Cyrenaica und Tripolitania.[...]« Westliche Öl-Firmen kooperieren mit den jeweiligen Clans, und erkaufen sich gegen Bakschisch den Zugang zu den Ölquellen. Die bereits 2011 beschlagnahmten "Ghadafi"-Milliarden werden nun als Kredite an Libyen verliehen. So wurde das Land zunächst zerstört, dann bestohlen, dann durch hohe Schulden versklavt.
Zitat: Alles Schall und Rauch: Das Land früher Libyen genannt, 30.09.2013

August/September 2014: Islamisten erobern Flughafen in Tripolis - Rücktritt der Übergangsregierung
In Libyen eskaliert die Gewalt: Nach tagelangen Kämpfen haben Milizen des islamistischen Bündnisses Fadschr Libia ("Libyens Morgendämmerung") am 25. August den Flughafen von Tripolis eingenommen. Am 28. August ist die Übergangsregierung zurückgetreten (sie hatte ohnehin keine wirkliche Macht im Staat). Wenige Tage später waren Ministerien und Staatsgebäude von den islamistischen Milizen besetzt. Mittlerweile wächst in Ägypten die Angst, dass die islamistische Gewalt auf die Nachbarländer übergreift.

Februar / Juni 2015
Der Islamische Staat (IS) kann im Februar auch in Libyen an Einfluss gewinnen. Die IS-Djihadisten eroberten die Hafenstadt Derna, von Operationen in Bengasi und Tripolis wurde berichtet. Im Juni hat der IS die Geburtsstadt von Muammar al-Gaddafi vollständig eingenommen. Trotz der Besorgnis erregenden Entwicklung, kann der IS militärisch allerdings nicht so vorgehen, wie in Irak und Syrien. Es gibt keine einheitliche große Armee, die eben mal überrannt werden kann. Die zahlreichen Machthaber in den libyschen Städten, ausgestattet mit eigenen militärischen Autoritäten, dürften dem IS Schwierigkeiten bereiten, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass der IS derzeit gerade mal rund ein Zwanzigstel des Landes beherrscht. Inzwischen ist man auf internationaler Ebene dabei, die konkurrierenden Machtblöcke zusammen zu bringen, mit dem Ziel, in absehbarer Zeit eine Einheitsregierung zu bilden. Die international anerkannte Regierung in Tobruk (im Osten des Landes) muss hierzu mit der islamistischen Gegenregierung in Tripolis und den konkurrierenden Clan-Chefs in den von ihnen beherrschten Regionen zusammenarbeiten - eine Mammutaufgabe, die viel Geld kosten wird.

Siehe auch:
 Irak - der "Islamische Staat" (IS, zuvor ISIS bzw. ISIL) ruft in Teilen Iraks das Kalifat aus
 Syrien - der "Islamische Staat" (IS, zuvor ISIS bzw. ISIL) ruft in Teilen Syriens das Kalifat aus

1. August 2016: Die USA fliegen wieder Luftangriffe in Libyen
Ab dem 1. August 2016 fliegen die USA wieder Luftangriffe auf libysches Territorium. Ziel sei die Zerschlagung des IS. Hierzu werden zunächst IS-Stellungen in Sirte (die Stadt wird vom IS kontrolliert) bombardiert. Die von der UNO anerkannte "Einheitsregierung" (eine von drei Regierungen im Land) will die Stadt einnehmen und forderte US-Unterstützung. Der seit Monaten geplante militärische Einsatz der USA in Libyen dient auch, wie es von Regierungsseite heißt, den "nationalen Sicherheitsinteressen der USA". Italien erlaubt den USA die Benutzung einer Luftwaffenbasis auf Sizilien, obwohl laut Vertrag die Basis nur für defensive Operationen genutzt werden dürfte.
Wie es aus den USA heißt, ist die Aktion für zunächst 30 Tage angesetzt, tatsächlich ist kein konkreter "Endpunkt" gesetzt.

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Literatur

Alle Länder dieser Erde. Band 2, Sonderausgabe in 2 Bänden, Reader´s Digest (Hg), Bertelsmann, Gütersloh/München, 2001, S.868 f.

Literatur aus unserem Buchladen:  LIBYEN - Geschichte und Gegenwart



www-Links



 Wissenswertes zum Islam mit zahlreichen www-Links
 Auf dem Weg zu einer Neuen Weltordnung (NWO)
Libyen-News.de - Das Online-Newsmagazin zum Thema Libyen
Reisebericht Libyen - Offroad durch Sand und Dünen in Afrika
Beziehungen zwischen Libyen und Deutschland
Libyen, Lybien, Libya, Lybia - Reiseberichte Bilder pics
Reisebericht Libyen
Informationen und Fotos von Libyen
Kyprilla von Cyrene (Märtyrerin)
Archäologie Online: Libyen
CIA - The World Factbook -- Libya
Libya Daily
A Country Study: Libya
ArabNet - Libya
Languages of Libya
The Jews of Libya
The Last Jews of Libya
Political Resources on the Net - Libya
Libya: Religions & Peoples
Human Rights Watch: Middle East and Northern Africa : Libya
Libya - Amnesty International

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