Willkommen im Jemen

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Offizieller Name: Republik Jemen
Hauptstadt: Sana'a
Regierungsform: Islamische Präsidialrepublik
Fläche: 527.968 km²
Klima: Wüstenklima mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit
Höchster Punkt: Hadur Shu'ayb 3760 m
Tiefster Punkt: Meeresspiegel
Einwohner: 17.488.000 (1999); 24.133.492 (geschätzt Juli 2011)
Bevölkerungsdichte: 33 Ew./km² (1999)
Stadtbevölkerung: 38% (1999)
Bevölkerung unter 15 Jahren: 48% (1999)
Analphabetenquote: 53% (1999)
Sprache: Arabisch
Religion: Muslime über 99% (sunnitische Schafeiten im Süden, schiitische Zaiditen im Norden sowie ismailitische Minderheit); jemenitische Juden, ausländische Christen, Hindus
Importgüter: Maschinen, Fahrzeuge, Metallwaren, Eisen, Stahl, Garne, Gewebe, Textilien, Weizen, Weizenmehl, Zucker, Honig
Exportgüter: Erdölderivate, Baumwolle, Kaffee, Häute, Felle, Salz, Fischereiprodukte

Zwei Bedeutungen hat das arabische Wort "Yamin": Glücklich und rechts. "Glückliches Land zur rechten Allahs" meint demnach der Name Jemen. Ein blühender Karawanenhandel mit den in der antiken Welt begehrten Duftharzen Weihrauch und Myrrhe, geheimnisvolle Märchenstädte und biblisch anmutende, fruchtbare Landschaften haben dem Land zu Recht diesen Namen gegeben.

In drei große Landschafts- und Klimazonen gliedert sich der Jemen: Die flachen, feuchtheißen Küsten-, die klimatisch gemäßigten Berg- und Höhenregionen und die Wüste. Im Westen des Landes säumt der bis zu 45 km breite, fruchtbare Tieflandstreifen der Tihamah die Küste des Roten Meeres. Auch im Süden und Südosten des Landes begleitet ein flacher Küstenstreifen den Indischen Ozean. Parallel zur Tihamah erstreckt sich von Norden nach Süden der Bergjemen. Und ebenso wie an die Tihamah schließen sich auch an das Tiefland am Indischen Ozean Höhenzüge an: die bis zu 2000 m aufragenden Kalksteinplateaus des Jol. Den Norden und Nordosten des Landes bedeckt die große arabische Wüste Rub al Khali.

Wichtigste und modernste Hafenstadt am Roten Meer ist Al Hudaydah, das 400.000 Einwohner zählt (1999: 260.000). Eine besondere Rolle nahm einst das Tihamah-Hafenstädtchen und heute fast bedeutungslose Mokka (Al Mukha) ein. Von hier aus trat vor allem im 16. und 17. Jahrhundert der Kaffee seinen Siegeszug um die Welt an. Und von Al Mukha erhielt er auch seinen Namen: Mokka.
Haupthafen und Handelszentrum des modernen Jemen ist freilich das am Indischen Ozean gelegene Aden, die mit über 550.000 Bewohnern drittgrößte Stadt des Landes. Einst spielte Aden für Großbritannien eine zentrale Rolle bei der Sicherung des Seewegs nach Indien. Die ebenfalls am Indischen Ozean gelegene Hafenstadt Al Mukalla ist für die Versorgung des Hinterlandes Hadramaut von einiger Bedeutung.
Verlässt man Tihamah in Richtung Hochland, so erreicht man in kurzer Zeit ein unzugängliches, wildromantisches Bergland. Aus Verteidigungsgründen und um das knappe Ackerland nicht durch Bauten zu vergeuden, kleben die jemenitischen Dörfer wie trutzige Schwalbennester an den oft bis in die Täler hinab terrassierten Berghängen. Zusammen mit den höhenbedingt milden Temperaturen und den sich an den Bergketten abregnenden Monsunen ermöglichen die in jahrhundertelanger, mühseliger Arbeit terrassierten Bergflanken eine überaus intensive Landwirtschaft. Wie kaum ein anderes Volk haben die Bergjemeniten neben dem raffinierten Terrassenbau auch die Kunst ausgeklügelter Bewässerungssysteme kultiviert.

Kaffee, Hirse, Gerste, Weizen, Hülsenfrüchte aller Art, Bananen und Papayas können im Hochland geerntet werden. Auf halber Höhe zwischen der Tihamah und der Hochebene der Hauptstadt Sana'a liegt Ta'izz, die mit 615.467 Einwohnern zweigrößte jemenitische Stadt. Das zwei Millionen Menschen zählende Sana'a, das der Legende nach von Sem, dem Sohn Noahs, als erste Stadt nach der Sintflut erbaut wurde, liegt am Kreuzungspunkt der alten Weihrauch- und Myrrhestraßen.

Während der Proteste im Jemen ab Januar 2011 war Ta'izz ein Zentrum des Widerstandes gegen die Regierung von Präsident Saleh.

Will man von der Küste des Indischen Ozeans ins Landesinnere gelangen, so folgt man heute nicht mehr den Weihrauchstraßen, auf denen vielleicht einst die Heiligen Drei Könige reisten. Der moderne Reisende benutzt die von den Chinesen gebaute Teerstraße, die von der Küste ins bergige Wunderland der Wüstenstädte führt. Gleich hinter der Küste erhebt sich das Kalksteinplateau des Jol. Auf den Hochlagen des Jol kann sogar Regenfeldbau betrieben werden, denn hier sind die Niederschläge häufiger und ausgiebiger als im niedrigeren Jol. Tief in das Plateau eingeschnitten ist das Geäder trockenliegender Wüstenflüsse. Nach den zwar seltenen, aber heftigen Gewittergüssen brechen meterhohe Flutwellen durch diese Wadis. Durch jahrhundertelanger Erfahrung haben die Wüstenbewohner gelernt, diese Ströme zur Bewässerung ihrer Felder zu nutzen.
Das berühmteste Tal im Inneren des südöstlichen Jemen ist das Wadi Hadramaut, in dem das für seine Hochhäuser berühmte Shibam liegt. In Millionen von Jahren haben Regenfluten das mehrere hundert Meter tiefe, fast 200 km lange und bis zu 10 km breite Tal aus dem Kalkstein gewaschen. Ein sich in über 100 m Tiefe unterirdisch erstreckender See steigert die üppig-grüne Fruchtbarkeit des Wüstentals ins beinahe Unwirkliche. In mühsamer Arbeit haben seine Bewohner der ockerfarbenen Wüste dieses grüne, schattige Tal mit seinen Getreidefeldern, Dattelpalmen und Feigenbäumen abgetrotzt und eine der eigenwilligsten Kulturen der arabischen Welt hervorgebracht.
Doch die üppige Fruchtbarkeit von Tihamah, Bergjemen und Wadi Hadramaut steht in krassem Gegensatz zum übrigen Jemen, der von einer riesigen Wüste beherrscht wird: Die unerbittliche und menschenfeindliche Sandwüste Rub al Khali im Norden und Osten.

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Geschichte

Die alten Griechen und Römer kannten das Gebiet, das heute vom Jemen und der Provinz Dofar (Oman) eingenommen wird, unter dem Namen "Arabia felix" (das glückliche Arabien). Noch vor dem Jahre 100 n.Chr. beschrieb ein griechischer Seekapitän es als "das Weihrauchland, gebirgig und gefährlich, in dicke Wolken und Nebel gepackt, (dessen) Bäume Weihrauch erbringen, (ein Gebiet) der friedfertigen Menschen, nomadischer Hirten von Rindvieh, Schafen und Kamelen." Der Legende zufolge haben arabische Karawanen Parfüm und Gewürze aus Arabien und Afrika hierhergebracht, Musselin aus Ceylon, Seide aus China, Schildpatt, Zimt, Diamanten und Saphire aus Indien und aus den afrikanischen Ländern Weihrauch, Gold, Myrrhe, Elfenbein, Sklaven, Affen, Straußenfedern und Öl.

Das Volk der Mondgöttin
Man sagt, dass die Söhne des Qahtan, die wahren Araber, aus dem Jemen kommen. Im 1. Jahrtausend v.Chr. handelten die Minäer von Djouf mit Ägypten, Syrien und der Stadt Petra im heutigen Jordanien, von wo aus sie die Verehrung ihrer Mondgöttin bis zur Mittelmeerinsel Delos verbreiteten. Seit 900 v.Chr. beheimatete diese Region die Sabäer, ein technisch weitentwickeltes, friedfertiges Volk, das den berühmten Damm bei Marib gebaut hat, eine Stadt, die später Hauptstadt des Volkes wurde. Ihr legendärer Reichtum ist auf den Gewürzhandel zurückzuführen, ein Grund für die "ungeheure Menge sowohl an Gold- als auch an Silberartikeln, wie Liegen, Dreifüße und Gefäße und die prächtigen Häuser", über die sie nach dem griechischen Geographen Strabo verfügten. Zu den Herrschern der Himajaren, den Nachfolgern der Sabäer, gehört die Königin von Saba, im Arabischen bekannt als Bilqis. Auf ihre Begegnungen mit Salomon wird in der Bibel und im Koran hingewiesen.
Später schwand der Wohlstand von "Arabia felix": nach Angaben arabischer Historiker ist dies auf das berühmte Brechen des großen Marib-Damms im Jahre 550 n.Chr. zurückzuführen, aber der wirtschaftliche Niedergang war wohl eher dem Rückgang des Handels zuzuschreiben, nachdem die Überlandrouten zugunsten der Seewege an Bedeutung verloren hatten. In der späteren himjarischen Zeit kam sowohl das Christentum als auch das Judentum in den Jemen. Der letzte Himjaren-König Dhu Nuwas trat zum Judentum über, und dem Rufe nach massakrierte er im Jahre 523 die Christen von Najran. Viele Juden lebten weiterhin im Jemen, bis die Gründung Israels 1948 Wanderungsbewegungen in den neuen Staat auslöste.

Das Aufkommen des Islam
Im Jahre 628 nahm der fünfte persische Satrap des Jemen, Badhan, den Islam an. Von da an bewegte sich die arabische Geschichte fort von "Arabia felix" nach Norden zum Hedjas, wo der Koran dem Propheten Mohammed offenbart worden war. Im Jemen gab es in den frühen Jahrhunderten des Islam religiöse Konflikte, wodurch viele Bürgerkriege ausgelöst wurden. Die meisten Einwohner des Jemen sind zaiditische Moslems - eine schiitische Glaubensrichtung, andere wiederum sind Sunniten. Die Imame, die geistlichen und weltlichen Herrscher bis zur Revolution 1962, waren Zaiditen. Die osmanischen Türken hielten den Nordjemen von 1517-1635 besetzt und noch einmal von 1872-1890.

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Marib. Fotos von meiner Reise nach Jemen 1989.

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Marib. Fotos von meiner Reise nach Jemen 1989.

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Marib. Fotos von meiner Reise nach Jemen 1989.

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Die Zeit der Tyrannei
Im Jahre 1904 kam der Imam Jahja zur Macht und herrschte bis 1948. Seine grausame Herrschaft beruhte auf Bündnissen mit den Stämmen und einem System der Geiselnahme aus führenden Familien als Bürgen für adäquates und konformes Verhalten. Die Strafen für Verrat und Verbrechen waren schrecklich. Dieben wurden die Hände abgehauen und an den Mauern der Hauptstadt San'a befestigt; die Köpfe der Rebellenführer dekorierten die Mauern der Stadt; politische Gefangene wurden festgekettet wie wilde Tiere; Alkohol, Musik und Tanz galten als gottlos und waren daher verdammt. Es gab nur ein Krankenhaus, jedoch litten 80% der Bevölkerung an der furchtbaren Augenkrankheit Trachom. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag bei jämmerlichen 55 US-Dollar im Jahr.

Jahjas Sohn Ahmed, der die Rebellen niederschlug und nach der kurzen Revolution 1948 Imam wurde, setzte die Tyrannei seines Vaters fort, und als der liberalere Al Badr im Jahre 1961 seine Nachfolge antrat, war es zu spät, einen neuen Aufstand zu verhindern. Ein junger Soldat namens As Sallal besetzte San'a und machte das Land zur Republik. Aber Al Badr begann einen Bürgerkrieg, in dem eine Viertelmillion Jemeniten ums Leben kamen. Präsident Nasser von Ägypten leistete den Republikanern mit Truppen uund Geld Unterstützung, während die Saudis den Königstreuen unter die Arme griffen. 1970 beendeten die Republikaner und Royalisten ihre Feindschaft, und fortan bestand eine (Arabische) Republik Jemen. Drei Jahre früher wurde der bis dahin weitgehend von Großbritannien kontrollierte Südjemen als Volksrepublik unabhängig. Beide Staaten vollzogen 1990 den Schritt zur staatlichen Einheit.

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Bevölkerung

Die meisten Bewohner des Jemen gehören südarabischen Stämmen an. An vielen Stellen des Landes sind jedoch auch andere Einflüsse augenfällig. Vor allem in der Tihamah haben sich Afrika und Arabien vermischt. Auf Afrika weisen die dunklen, oft schwarzen Menschen hin. Arabisch dagegen sind Religion und Kultur. Wie überall im Lande tragen die Männer Röcke und die Frauen Hosen. Verschleierte Frauen allerdings sind in der Tihamah selten. Denn der sunnitische, afrikanisch gemilderte Islam der Tihamah-Bewohner ist weniger streng als der zaiditische der Bergbewohner. Ähnlich ist die Bevölkerungszusammensetzung im Küstenstreifen des Indischen Ozeans. Doch haben sich hier auch jeweils mehrere tausend indische, pakistanische und somalische Einwanderer niedergelassen, und seit der britischen Kolonialzeit leben kleinere Gruppen von Briten im Lande.

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Entwicklungen



Januar 2016: Der vergessene Krieg
»[...] Durch den Syrien-Krieg, die Massaker des "Islamischen Staats" (IS) und Terroranschläge auf westliche Ziele ist der Jemen weitgehend aus der medialen Wahrnehmung verschwunden.
Dabei schlagen Hilfsorganisationen seit Monaten Alarm: Im Jemen herrsche eine humanitäre Katastrophe, die den Horror des Kriegs in Syrien noch übersteige.[...]«
Zitat: zeit.de, Der vergessene Krieg, 22. Januar 2016

Juli 2015: Kämpfe gegen die Ansarullah-Rebellen dauern an. Saudi-Arabien, unterstützt von Ägypten u.a., geht weiterhin mit aller Härte gegen die Ansarullah-Rebellen bzw. Huthis vor. Bislang hat der Krieg mindestens 4.000 Leben gefordert, 20.000 wurden verletzt. 80 Prozent der Jemeniten brauchen humanitäre Hilfe.
 Deutschland exportiert Waffen an Saudi-Arabien und andere Staaten des Mittleren Ostens in erheblichem Umfang und macht sich so mitschuldig an den Menschenrechts- und Kriegsverbrechen in Jemen. Außerdem unterstützt Deutschland mit seinen Waffenlieferungen den islamistischen Djihad.

26. März 2015: Westliche Militärallianz geht gegen Huthi vor

Angeführt von Saudi-Arabien macht nun die westliche Militärallianz ihre Drohungen wahr und ruft zum entschlossenen Kampf gegen die schiitischen Huthi-Freiheitskämpfer, die von  Iran unterstützt werden. Zunächst flog Saudi-Arabien, das um seine sunnitische Vormachtstellung in der Region besorgt ist, Flugangriffe gegen Huthi-Stellungen in Sanaa und Aden. Nun will Saudi-Arabien mit westlicher Unterstützung (Militäreinsatz mit den USA abgesprochen; USA gewähren logistische und geheimdienstliche Unterstützung) und mit deutschen Waffen den Bodenkrieg gegen die Huthi. In diesem Fall droht der regionale Konflikt auf der arabischen Halbinsel sich zu einem Konflikt mit Iran auszuweiten - woran Saudi-Arabien und Israel ja schon seit Längerem arbeiten. Der Präsident des Jemen, Abed Rabbo Mansur Hadi, ist inzwischen nach Saudi-Arabien ausgereist.

Siehe auch:  Saudi-Arabien
Huthi-Rebellen, Ansarullah, Regierungstruppen und Irritationen am Beispiel von Aden
Wie auf der Seite nocheinparteibuch.wordpress.com zu lesen ist, kämpfen in der Stadt Aden keine schiitischen Huthi-Rebellen gegen Regierungstruppen, sondern die republikanische Garde und lokale Einheiten der jemenitischen Streitkräfte auf Seiten der sunnitischen Ansarullah, unterstützt von einigen lokalen Freiwilligenverbänden. Die Gegner von Ansarullah in Aden seien Anhänger der südjemenitischen Separatistenbewegung Al-Hirak Al-Janubi. Diese gelten offiziell zwar als säkular oder sozialistisch, wurden aber in den letzten Jahrzehnten von Saudi-Arabien mit viel Geld unterstützt, wodurch saudischer Wahhabismus an Einfluss gewinnen konnte. Damit verbunden ist das Schüren religiösen Hasses auf Schiiten »[...] und die überwiegend im Nordjemen ansässigen Zaiditen und die sektiererische Aufstachelung gegen Schiiten als Kampfinstrument gegen den Norden wegen des dort überwiegend anzutreffenden Zaiditentums [...]«. Allerdings spiele Ideologie für zumindest einigen bewaffneten Teilen dieser Bewegung nur eine kleine Rolle - eine größere Rolle spielten hier Banditentum und organisierte Kriminalität.
»[...] In Aden kämpft die jemenitische Armee im Namen von Ansarullah gegen die aus sozialistischen Wurzeln hervorgegangene Separatistenbewegung Hirak Al-Janubi, die von einer saudisch-wahhabitisch geführten internationalen Kriegskoalition unterstützt wird. [...]«

Zitat: nocheinparteibuch.wordpress.com, Ein paar Anmerkungen zu Jemen und Aden, 7. April 2015
Siehe auch: english.farsnews.com, Yemen's Ansarullah Fighters Open Multiple Fronts against Saudi-Backed Militants, 7 April 2015
Oktober 2014: Schiitische Huthis und Re-Sezession im Süden - dem Jemen droht die Teilung -

Am 15. Oktober haben die Hutis die Macht über die südlich von Dhamar gelegen Provinz Ibb in der dortigen Provinzhauptstadt gleichen Namens sowie die Stadt Radaa im Norden der Provinz Bayda übernommen (in Radaa gab es Kämpfe mit Al-Kaida-Teroristen). Huthis seien auch nahe Taizz, drittgrößte Stadt des Jemen, gesehen worden. Sie seien auch unterwegs nach Marib.

Am 14. Oktober hatten die Huthis kampflos die Kontrolle über die Städte Hodeida (Großstadt am Roten Meer mit ca. 500.000 Einwohner) und Dhamar (100 km südlich von Sanaa, ca. 100.000 Einwohner; Heimatstadt von Ex-Präsident Saleh) übernommen. Unterdessen demonstrieren in der südlichen Hafenstadt Aden Hunderttausende für die erneute Unabhängigkeit des Südjemen. Beobachter gehen davon aus, dass die Re-Sezessionsbewegung im Südjemen mit den Huthis verbündet sei. In den USA und deren verbündeten Staaten wird nun Panik verbreitet, der Einfluss des Iran auf die Weltwirtschaft könne weit über die Region hinaus wachsen. Saudi-Arabien hat bereits Truppen an der Grenze zum Jemen stationiert. Von Seiten der GCC-Staaten wurde nun verkündet, dass man im Kampf gegen die Schiiten mit dem IS (Islamic State - siehe: Syrien und Irak) kooperieren wolle. Außerdem fordert man hier eine schleunige Entmachtung des syrischen Präsidenten Assad.

September 2014: Jemen, ein Beispiel für erfolgreiche Kooperation bei der Terrorismus-Bekämpfung?
Noch im September 2014 nannte US-Präsident Barack Obama den Jemen ein Beispiel erfolgreicher Kooperation bei der Terrorismus-Bekämpfung, kurz danach rief die US-Botschaft in Sanaa ihre Bürger wegen Terrorgefahr zur Ausreise auf.
Ein Anschlag auf eine Huthi-Versammlung in Sanaa am 9.Oktober tötete mindestens 67 Menschen. Die zaiiditisch-schiitische Gruppe der Huthi, auch bekannt unter dem Namen Ansarullah, wird von vielen als Terrorgruppe betrachtet. Der Attentäter selbst entstammt dem Lager sunnitischer Extremisten.

Die Zaiditen (siehe: Sunniten und Schiiten) regierten bis 1962 den Nordjemen. Mit ihrer Entmachtung hatten sich die Zaiditen nie abgefunden. Auch während der langen Regierungszeit von Ali Abdullah Saleh, der die Huthis bekämpfen ließ, ließen sie von ihrem Machtanspruch nicht ab.
Im September 2014 konnten die Huthis, deren Einfluss bislang auf den Nordwesten des Landes beschränkt war, die im nördlichen Hochland gelegene Hauptstadt Sanaa erobern. Auf eine Entmachtung von Präsident Hadi wurde bislang verzichtet. Dafür wurde das Hauptquartier der 1. gepanzerten Division gestürmt, woraufhin der berüchtigte Majorgeneral Ali Mohsen entmachtet wurde. Gefordert wurde dann die Einsetzung eines Regierungschefs, der die Interessen aller Jemeniten vertritt. Mohammed Basindawa reichte daraufhin seinen Rücktritt ein. Präsident Hadi bestimmte den ehemaligen Ölminister Khaled Bahah zum Regierungschef, der zwischenzeitlich auch von den Huthis akzeptiert worden war.
Offenbar werden die Huthis, deren Protest gegen die sunnitische Vorherrschaft sich nun zu einer nationalen Protestbewegung entwickelt hat, vom ehemaligen Präsidenten Saleh (der selbst Schiit ist) unterstützt. Die Umsetzung eines Versöhnungsabkommens zwischen Huthis und der Regierung in Sanaa, das eine Deeskalation vorsieht, scheiterte bislang.

Sunniten verdächtigen Iran
Dass die Sunniten den Vormarsch der Schiiten nicht kampflos zusehen, war klar. Immerhin ist der Großteil des Landes mehrheitlich von Sunniten bewohnt, und im Süden und Osten ist die anti-schiitische Al-Kaida stark präsent. Der Terroranschlag vom 9.Oktober ist denn auch ein Signal an die in Verdacht stehenden Hauptunterstützer der Huthis: Iran. Die Staatengruppe des Golfkooperationsrates (GCC: Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Oman) hatte im Vorfeld des Terroranschlags vor "ausländische Einmischung" (i.e. Iran) im Jemen gewarnt. Hier geht man davon aus, dass Iran eine Art "Hisbollah" auf der Arabischen Halbinsel etablieren wolle, um die Meeresstraße zwischen Rotem Meer und Golf von Aden (Bab al-Mandab) kontrollieren zu können. Sicherlich kommt Teheran der Erfolg der Hutis nicht ungelegen. Ob aber Iran die aktuelle Entwicklung direkt unterstützt, sei unklar - es gebe keine harten Beweise. Dass die Huthis bedeutende Unterstützung aus dem Iran erhalten, gilt jedoch als sicher, wie Ibrahim Sharqieh, Analyst bei Brookings Doha, sagte.
Wie es aussieht hat sich Rebellenführer Abdelmalek Al-Huthi die Not der Menschen im Land zunutze gemacht, um die traditionellen Stammeseliten zu entmachten und den Zusammenbruch der staatlichen Institutionen herbeizuführen.

2009/10 -- Jemen - die neue Front im Krieg gegen den Terror ?

Die USA verfolgen und töten Terroristen oder Personen, die als solche verdächtigt werden, mit Drohnen - unbemannte Fluggeräte, Roboter, die aus der Ferne mit dem JoyStick bedient werden.
Das Londoner Büro für investigativen Journalismus verzeichnete 75 Drohnenattacken mit insgesamt 655 Todesopfern allein im Jahr 2011.



www.zeit.de, Drohnen im Einsatz, 26.04.2012
www.spiegel.de, Obama setzt auf Drohnenattacken und Cyberwar, 01.06.2012
Die USA setzen auch verstärkt Drohnen in Pakistan ein: www.taz.de, Den USA die Grenzen im Drohnenkrieg zeigen -- Obamas dunkle Seite, 20.07.2012
Auch die deutsche "Luftwaffe will künftig mit bewaffneten Drohnen in Kampfeinsätze ziehen": www.sueddeutsche.de, Deutschland im Kampfdrohnen-Dilemma, 30.07.2012

Januar 2011 / Februar 2012: Die im Januar 2011 begonnenen Proteste gegen Staatspräsident Ali Abdullah Saleh führten schließlich zu dessen Rücktritt. Damit ist der Jemen jedoch noch lange kein befriedetes Land.

21. Februar 2012: Abdull-Rabho Mansur Hadi, Vizepräsident unter Saleh, wird neuer Staatspräsident.

23. Januar 2012: Saleh reist in die USA zu gesundheitlichen Behandlungen. Später will er seinen Ruhestand in Oman genießen.

22. Januar 2012: Ali Abdullah Saleh hat seinen Rücktritt erklärt, er erhält, wie von ihm gefordert, Straffreiheit und verlässt Jemen. Das Päsidentenamt hat er seinem Stellvertreter Abdull-Rabho Mansur Hadi übergeben. Saleh blieb bis zur Präsidentenwahl am 21. Februar weiterhin Ehrenpräsident.

23. November 2011: Präsident Saleh unterzeichnet Machtverzicht. Er war mehr als 30 Jahre an der Macht.

März 2011: Proteste gegen die Regierung halten an. Sicherheitskräfte schießen gezielt auf Demonstranten.

Januar 2011: Proteste gegen die Regierung.


Siehe auch:
 Tunesien
 Ägypten
 Algerien
 Neue Weltordnung

Literatur

Alle Länder dieser Erde. Band 1, Sonderausgabe in 2 Bänden, Reader's Digest (Hg), Bertelsmann, Gütersloh/München, 2001, S.730 f.



www-Links



Botschaft Jemen in Berlin
Beziehungen zwischen Deutschland und dem Jemen
Jemen [Archäologie Online : Guide]
Die jemenitischen Wasserprobleme
The history of coffee
CIA - The World Factbook -- Yemen
Yemen Times Online
Yemen Daily
Republic of Yemen and the IMF
Orginal Khidab, die wasserechte Galltinte für Körperbemalung aus dem Jemen
Geschichte des Jemen
Abenteuer Jemen
de.wikipedia.org, Königin von Saba
www.swr.de, Die Weihrauchstrasse
Islam

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